Page 12 - diy Fachmagazin Ausgabe 08/2021
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Titel
Erfolgreich seit
134 Jahren
Das Herkunftslabel „Made in Germany“ boomt trotz seines
Alters auch aktuell weiter. Es wird im Ausland, aber auch in
Deutschland selbst stark beachtet und geschätzt.
Pampers wirbt für seine Fertig und krisenfeste deutsche Marke“, ende 2020 gibt es in der deut
windeln mit dem Spruch „Mit die Bundesregierung ihre Ideen schen Zeitschriftenlandschaft
Liebe in Deutschland gemacht“, zur Fachkräfteintegration in auch den passenden Titel dazu:
das Bundesministerium für Deutschland mit der leichten Ab „Das moderne Wirtschafts und
Bildung und Forschung für ei wandlung „Make it in Germany“ Lifestyle Magazin ‚Made in Ger
nen Quantencomputer „Made und Playmobil in einem Rollen many‘“ (so die Eigenbezeich
in Germany“ und Rademacher spiel für den typisch deutschen nung) von Falkemedia.
für sein „Smart Home ‚Made in Urlaub mit einem Figurenset mit Kritische Äußerungen gibt es
Germany‘“. Die Herkunftsbe samt nostalgischem VW Bully aber auch. So warnt der Deut
zeichnung „Made in Germany“ Camper und Käfer. Schließlich, sche Bauernverband, dass Land
erlebt offensichtlich zur Zeit Hö so Playmobil eine ForsaUmfrage wirtschaft „Made in Germany“
henflüge. So bewirbt der ober zitierend, wollten 54 Prozent im eine Zukunft haben müsse und
bayerische Büroartikelhersteller zweiten CoronaJahr ihren Ur die Mittelbayerische Zeitung ti
Zweckform sein Firmenjubiläum laub lieber in Deutschland ver telt: „Das deutsche CoronaDe
mit dem Slogan „Eine innovative bringen. Und seit dem Jahres saster – Planung ‚Made in Ger
Den Briten sei Dank!
Der „Merchandise Marks Act“, ein am 23. August 1887 vom britischen Parlament be
schlossenes Handelsmarkengesetz, schrieb eine Kennzeichnung von Produkten aus
fremden Ländern vor, um England vor Billigimporten zu schützen. Insbesondere die
Messerhersteller in Sheffield störten sich an Imitaten aus Deutschland. Das „Made
in Germany“ war geboren. Die kritische britische Haltung war nicht unberechtigt.
So fällte selbst der deutsche Preisrichter Franz Reuleaux auf der Weltausstellung
1876 in Philadelphia das Werturteil: „Deutsche Waren sind billig und schlecht.“ Auf
der anderen Seite konnten deutsche Produkte durchaus auch mit den britischen
mithalten. Waren aus Chemnitz, die auf der Weltausstellung London 1862 gezeigt
wurden, brachen erstmals die englische Dominanz im Maschinenbau.
Der Kommentar von Reuleaux löste eine Qualitätsoffensive in Deutschland aus;
viele deutsche Waren waren hinsichtlich der Qualität und/oder des PreisLeistungs
verhältnisses den jeweiligen britischen Produkten zunehmend überlegen. „Made in
Germany“ wirkte bald wie ein Gütesiegel; die negativ gedachte Warenkennzeich
nung bewirkte das Gegenteil. 1891 wurde das „Madrider Abkommen über die Unter
drückung falscher Herkunftsangaben auf Waren“ vereinbart. Viele andere Staaten Cartoon im Punch am 27. Juni 1917 zur Umbenennung des
übernahmen damit diese Kennzeichnungsvorschrift. britischen Königshauses von Sachsen-Coburg und Gotha
zu Windsor. Im Bild erkennt man über den Kronen den
Schriftzug „MADE IN GERMANY“.
12 diy 8|2021
DIY2021-08_Buch.indb 12 22.07.2021 18:12:06