Page 10 - diy Fachmagazin Ausgabe 08/2021
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           Verbände appellieren an die Fairness der Unternehmen


           Die European DIY­Retail Associa­  ein Risiko für die Lieferketten auf   men, die aufgrund enormer Preis­  zu versuchen, ihre vertraglichen
           tion (EDRA), das Global Home Im­  der ganzen Welt dar. Man müsse   steigerungen in Schwierigkeiten   Verpflichtungen gegenüber ihren
           provement Network (GHIN) und   in dieser nicht vorhersehbaren Si­  gerieten, mussten ihre eigenen   Vertragspartnern zu erfüllen, und
           die Home Improvement Manufac­  tuation auf faire und praktische   Preise erhöhen, um eine normale   sie über Lieferengpässe oder Un­
           turers Association (HIMA) haben   Weise zusammenarbeiten. Die in­  Rentabilität aufrechtzuerhalten.   terbrechungen der Lieferkette zu
           eine gemeinsame Erklärung zu lo­  ternationale Lieferkette, insbeson­  Die Abhängigkeit von der Produk­  informieren. Man appelliere an
           gistischen Sanktionen in der Bau­  dere aus China, sei stark belastet   tion aus China variiere, so die Ini­  alle Beteiligten, bei möglichen Lie­
           marktbranche im Rahmen der Co­  worden. Viele Unternehmen hätten   tiatoren der Erklärung, von Unter­  ferengpässen und Störungen in
           vid­19­Pandemie herausgegeben.   aufgrund von Produktionsstillstän­  nehmen zu Unternehmen. Derzeit   der Lieferkette in dieser schwieri­
           Die Volatilität der Nachfrage habe   den Schwierigkeiten, Bauteile oder   sähen sich einige Hersteller und   gen Zeit vernünftige Lösungen zu
           direkte Auswirkungen auf die Fä­  Produkte und Waren zu erhalten   Zulieferer in der EU, deren Produk­  finden und nicht sofort zu rechtli­
           higkeit aller Marktteilnehmer, die   oder es komme zu Verzögerun­  tion und Auftragsabwicklung in   chen Mitteln und schnellen Ver­
           Nachfrage zu erfüllen, so die Ver­  gen bei der Auslieferung. Hinzu   hohem Maße von China abhän­  tragsstrafen zu greifen. Die Fähig­
           bände. Die Versorgungskette sei   komme, dass der „Zwischenfall   gig seien, mit Strafzahlungen für   keit und Flexibilität, kurzfristig alter­
           „gründlich gestört: steigende Trans­  im Suezkanal immer noch große   verspätete Lieferungen von Ein­  native Produkte anzubieten, sowie
           portkosten, Verknappung der Trans­  Auswirkungen“ habe ­ gemeint ist   zelhändlern konfrontiert. Darüber   die Möglichkeit, Lieferverträge zu
           portkapazitäten, gestiegene Preise   die Havarie der „Ever Given“ vor ei­  hinaus ständen die in Europa an­  überprüfen, um Schwierigkeiten
           für Rohstoffe wie Stahl, Holz, Ölde­  nigen Wochen im Suezkanal. Zahl­  sässigen Werke vor den gleichen   bei der Erfüllung bestehender ver­
           rivate, erzeugen Druck auf die Pro­  reiche Unternehmen seien auf gut   Herausforderungen, obwohl sie nä­  traglicher Verpflichtungen durch
           duktionsstätten weltweit und die   getimte Lieferungen angewiesen,   her am Markt seien. Wenn Waren   Klauseln für höhere Gewalt abzu­
           Produktion von Waren in China,   um zeitkritische Kundenaufträge zu   aus China nicht verfügbar seien,   decken, könnten dazu beitragen,
           sowie deren Fähigkeit, die globa­  erfüllen, und könnten Strafen riskie­  müssten Hersteller und Lieferan­  eine umfassende Versorgung der
           len Märkte zu beliefern“. Die Folgen   ren, sollten diese Lieferungen nicht   ten alles daransetzen, Beschaf­  Verbraucher mit Produkten sicher­
           der Covid­19­Pandemie stellten   erfüllt werden. Andere Unterneh­  fungsalternativen zu finden, um   zustellen.



           Baumarktbranche mit „verrücktem“ Zahlenwerk


           Nach den situationsbedingten   +16,8  Prozent).  Für  Österreich   Ländern“, betont BHB­Hauptge­  sacht“, betont Wüst. Die derzeit
           Umsatzhöhenflügen im Corona­  und die Schweiz, im ersten Quar­  schäftsführer Dr. Peter Wüst. Das   exorbitanten Steigerungsraten in
           jahr 2020 bestätigen die Zahlen   tal 2020 fast komplett vom Lock­  Infektionsrisiko für Besucher der   Österreich und der Schweiz seien
           des Branchenverbandes BHB   down betroffen, weist die Statis­  Märkte sei durch die Infrastruktur   mit wochenlangen Lockdowns in
           für die DIY­Branche in Deutsch­  tik weit positivere Werte aus. In   und die mit enormem Aufwand   der ersten Corona­Phase 2020
           land im ersten Quartal 2021 die   Österreich erreicht der Umsatz   etablierten Sicherungsmaßnah­  ebenfalls teuer erkauft. Eine Ein­
           befürchtete Vollbremsung. Nach   606,7 Mio. Euro und damit ein   men nahezu nicht existent. Trotz   ordnung der Sortimentsumsätze
           der Aberkennung der Systemre­  Plus von 30,7 Prozent (flächen­  unermüdlicher Kommunikation   ist im Kontext der Öffnungsbe­
           levanz brechen die Umsätze der   bereinigt +26,2 Prozent). In der   und Informationsgesprächen   schränkungen, denen sich deut­
           deutschen Bau­ und Gartenfach­  Schweiz fallen die Sprünge noch   des BHB und zahlreicher Han­  sche Baumärkte in dem seit dem
           märkte im Lockdown zeitweilig   drastischer aus: Hier setzten die   dels­ und Industrieunternehmen   16. Dezember andauernden Lock­
           deutlich ein. Mit 3,45 Mrd. Euro   Märkte im ersten Quartal 895,4   mit allen politischen Entschei­  down ausgesetzt sahen, nahezu
           Bruttoumsatz beträgt der Rück­  Mio. CHF um, ein Plus von 46,1   dern sei eine faktenbasierte Be­  obsolet. Die fehlende Möglichkeit
           gang 21,3 Prozent zum Vorjahr,   Prozent (flächenbereinigt +44,5   urteilung der Lage kaum noch   für Endverbraucher, tatsächlich in
           flächenbereinigt sogar 22,3 Pro­  Prozent). „Die völlig unnötig ver­  erfolgt, die politischen Entschei­  einem der 2.095 deutschen Bau­
           zent. Ein Trend, der sich allerdings   ursachten Umsatzeinbrüche in   der verharrten angesichts der   märkte ungehindert einkaufen zu
           für den März in der Alleinbetrach­  Deutschland sind und bleiben   Inzidenzzahlen quasi in einer   können, verursachte in nahezu al­
           tung schon wieder deutlich ins   das Ergebnis unstimmiger Co­  Schockstarre. „Das hat enormen   len Warengruppen deutliche Mi­
           Positive verkehrt (+18,0 bzw.   rona­Maßnahmen von Bund und   wirtschaftlichen Schaden verur­  nuseffekte, so der BHB.

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