Page 55 - Dähne Corporate Publishing - Leseprobe Gardena
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System, System, System












                   Das Jahrzehnt mit den meisten Innovationen bringt Gardena wei-


                   teres Wachstum



                   Für Deutschland bedeuten die 1970er-Jahre unruhi-     Die Zeitschrift stellt darüber hinaus gleich am Anfang
                   ge und aufregende Zeiten. Dem politischen und gesell-  ihrer Reportage „Revolution im Partykeller“ fest: „Oran-
                   schaftlichen Aufbruch, der Aussöhnung mit Osteuropa,   ge, so weit das Auge reicht“. Ja, es ist die psychede-
                   der freien Liebe und der Disco-Welle, Olympia in Mün-  lisch  angehauchte  Hippie-Farbe  zu  Beginn  des  Jahr-
                   chen 1972 („Die heiteren Spiele“) und der Fußball-Welt-  zehnts. Von Tapeten und Sonnenschirmen über die Ho-
                   meisterschaft 1974 stehen die Öl- und die erste Wirt-  sen zum VW-Bulli – Orange vermittelt ein „losgelöstes“
                   schaftskrise, Rasterfahndung und Radikalenerlasse, die   Gefühl und steht für Modernität. Kann es da wirklich Zu-
                   Terrorangriffe der RAF und des Schwarzen September   fall sein, dass dieses Orange gerade einer der Trägerfar-
                   (unter anderem auch wieder München 1972) gegenüber:   ben von Gardena wird?
                   VW Golf 1 gegen „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.         Gardena produziere, so Franco Clivio, eigentlich alt-
                      Die historische Einordnung dieser Jahre als „Zeit von   modische Produkte, nämlich Werkzeuge. Aber das Un-
                   Krisen, Umbrüchen und Veränderungen“ scheint eine   ternehmen setzt auf Design, weil die Werkzeuge immer
                   starke Verengung der wertenden Perspektive zu sein,   auch ein Teil von Menschen sind. Da das System bei
                   sind diese Jahre doch mehr als die von Focus betitel-  Gardena immer im Mittelpunkt steht, ist eine kongru-
                   ten „Kniefall, Ölkrise, Deutscher Herbst“. Und die „Welt“   ente Farbgebung und -führung der einzelnen Produkte
                   moniert zwar, dass diese Zeit nicht gerade als das Jahr-  auch so wichtig – gerade auch in den Zeiten, in denen
                   zehnt des guten Geschmacks bekannt geworden sei,   das Unternehmen scheinbar ungezügelt und führungs-
                   gesteht aber zu: „Es war, als ob der strenge Funktio-  los nach vorne prescht.
                   nalismus der 1960er-Jahre, die enge Denkweise der     Hier macht sich wieder das Ambivalente an Gardena
                   1950er und das armselige Grau der Kriegs- und Nach-  bemerkbar: einerseits die Nähe zur nüchternen Tech-
                   kriegsjahre mit einem großen Feuerwerk aus Mett-Igel,   nik, andererseits die Bedeutung des Designs. Dass sich
                   Goldkante und Lenor-Gewissen gesprengt wurden: Die   Beides nicht ausschließt, sondern sich eher gegenseitig
                   70er-Jahre waren  das bunte Jahrzehnt des 20.  Jahr-  bedingt, macht das Unternehmen mit seinen Produkten
                   hunderts.“                                         immer wieder deutlich.



                   Die 1970er-Jahre sind ein Jahrzehnt der Gegensätze: Neben
                   Brandts Kniefall und Abba stehen die Ölkrise und der Beginn
                   des Siegeszugs der Videospiele.
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