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Revierverhalten                                                                   Maulzerren zwischen
                                                                                  Sciaenochromis fryeri
   Die Natur leistet sich, in der Regel jedenfalls, keinen Luxus und somit auch   (links) und Protomelas
keine überflüssigen oder sinnlosen Verhaltensmuster. Das aggressive Verhal-       taeniolatus (Namalenji-
ten vieler Malawiseebuntbarsche liegt bei den weitaus meisten Arten in der        Population).
Revierverteidigung begründet. Im Malawisee kann man sehr schön beobach-
ten, wie sich zum Beispiel viele Mbuna-Männchen nur in einem kleinen Be-          Zwischenartliche Re-
reich zwischen den Steinen aufhalten und diesen energisch gegen Eindringlin-      vierverteidigung im
ge verteidigen. Die Größen solcher Reviere lassen sich leicht abschätzen. Bei     Felslitoral von Kirondo
Überschreiten einer bestimmten Linie werden artgleiche Männchen sofort an-        (Tansania): Protome-
geschwommen und vertrieben. Meist ist es so, dass sich artfremde Fische et-       las fenestratus (links)
was dichter nähern dürfen; aber auch diese werden aus der „Kernzone“ des          gegen Pseudotropheus
Reviers vertrieben.                                                               „Zebra Slim“.

   Die Reviere der meisten Malawiseecichliden, aber auch wohl die der meis-
ten anderen Buntbarsche, dienen dazu, den Fortpflanzungserfolg zu sichern.
Bis auf eine Ausnahme sind alle Malawiseebuntbarsche Maulbrüter im weib-
lichen Geschlecht. Die Revierverteidigung stellt sicher, dass in Ruhe abgelaicht
werden kann, also keine Eiräuber die Nachkommenschaft dezimieren.

   Ein weiterer Sinn könnte bei Aufwuchsfressern darin bestehen, dass die Ver-
teidigung eines Territoriums die Nahrungsgrundlage sichert. Bei besonders
aggressiven Arten wie den Vertretern der Pseudotropheus-„Aggressive“-Arten-
gruppe ist der Algenwuchs in den Revieren deutlich stärker als in der unmit-
telbaren Umgebung. Man spricht hier von regelrechten Aufwuchs- oder Algen-
gärten. Bemerkenswert ist, dass auch die Weibchen aus der genannten Arten-
gruppe territorial sind, während andere Malawiseebuntbarsch-Weibchen da-
gegen in der Regel kein Revierverhalten
an den Tag legen (außerhalb der Brut-
pflegezeit, aber es gibt Ausnahmen). Da-
mit wird deutlich, dass zumindest bei
den Weibchen die Revierverteidigung al-
lein der Sicherung von Nahrung gilt.

   Die Intensität, mit der ein Revier ver-
teidigt wird, hängt gerade im Aquarium
oftmals von der Laichbereitschaft eines
Weibchens ab. Felsenbuntbarsch-Männ-
chen sind meist das ganze Jahr über ter-
ritorial, da diese Arten sehr wahrschein-
lich ganzjährig ablaichen. Trotzdem wird
ein bis wenige Tage vor dem Ablaichen
und natürlich während des Ablaichens
das Revier besonders intensiv verteidigt.

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