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Die nahverwandten Kreuzungen vermeiden
Aulonocara-Arten (hier
steveni, Usisya-Popula- Wenn man in einem Gesellschaftsaquarium Malawiseebuntbarsche nach-
tion) sind im Aquarium züchtet, also kein Artenbecken zur Zucht verwendet, ist darauf zu achten,
leicht kreuzbar, so dass dass keine Kreuzungen entstehen. Die Möglichkeit, dass Bastardisierungen
in besonderer Weise auf
die Vermeidung eines erfolgen, ist eigentlich nur ge-
„sexuellen Notstands“ ring, unter bestimmten Bedin-
geachtet werden sollte. gungen aber durchaus gegeben.
Es muss vorweg auf eine weit
verbreitete Fehleinschätzung ein-
gegangen werden. Es ist falsch
anzunehmen, dass sich „gute“
Arten im Aquarium nicht kreuzen
würden. Zumindest tun sie dies
unter sogenannten sexuellem
Notstand. Ebenso falsch ist die
Annahme, dass Bastarde aus gu-
ten Arten unfruchtbar seien. Es
ist hinreichend bekannt, dass
Mischlinge aus guten Arten
fruchtbare Nachkommen hervor-
bringen. Das gilt nicht nur für
Malawiseebuntbarsche, sondern
auch, soweit bekannt, für etliche andere Cichliden. Vielleicht ist dies darauf
zurückzuführen, dass diese Arten entwicklungsgeschichtlich gesehen noch
sehr jung und deshalb sehr eng verwandt sind.
Auch im Aquarium besteht normalerweise eine sexuelle Isolierung zwi-
schen verschiedenen Arten. Bei Malawiseebuntbarschen sind die Männchen
zwar nicht immer wählerisch, sondern balzen auch mal artfremde Weibchen
an, insbesondere, wenn diese laichbereit sind. In der Regel „wissen“ die Weib-
chen aber sehr genau, zu welchem Männchen sie gehören und folgen dem
richtigen Männchen zum Ablaichen. Hierbei dürften spezifische Färbungs-
und Körpermerkmale eine Rolle spielen, aber wahrscheinlich auch andere Rei-
ze, wie möglicherweise artspezifische Sexualduftstoffe (Pheromone).
Sexueller Notstand entsteht, sobald einem Weibchen (oder auch Männ-
chen) der artgleiche Partner vorenthalten wird. Sobald das Weibchen Laich an-
gesetzt hat, wird mit der Zeit der Ablaichtrieb immer stärker. Schließlich führt
der Triebstau dazu, dass die Hemmschwelle, mit einem falschen Partner abzu-
laichen, überschritten wird. In manchen Fällen kann man sogar beobachten,
wie ein Weibchen, falls kein Partner vorhanden ist, alleine unter Drehbewe-
gungen ablaicht und die Eier ins Maul aufnimmt.
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