Page 96 - Dähne Corporate Publishing - Leseprobe Gardena
P. 96

»Wir haben das Glück, dass in der Zeit,

                                                                         in der unsere Mitarbeiter Urlaub ma-
                                                                         chen wollen, wir wenig zu tun haben.«
                                                                         Ulrich Rettinger









                      in  den  Bereichen  Marketing,  Ingenieurswesen,  IT  und   So stellt Ulrich Rettinger trotz allem fest: „Die Men-
                      Logistik weiterqualifizieren können.               schen sind auch heute noch gerne bei Gardena. Wer
                         Die Personalexpansion hält bis 1993 an. Dann kom-  das Unternehmen verlässt, tut dies meist aufgrund einer
                      men zum ersten Mal die Themen „Kosten- und Ertrags-  eigenen Entscheidung.“ Denn natürlich haben sich die
                      entwicklung“ auf Tapet und wirken sich auf den Mitar-  Arbeitsanforderungen geändert, der Grad an Flexibilisie-
                      beiterstand aus. Ab 1995 gibt es Programme zum frei-  rung ist groß. Arbeitszeitkonten helfen heute, den Per-
                      willigen Vorruhestand. Gardena füllt das Arbeitslosen-  sonaleinsatz über die Saison zu steuern. Die Mitarbeiter
                      geld auf 80 bis 85 Prozent des Gehalts auf, so dass   haben ein großes Maß an persönlicher Freiheit bei der
                      man mit 57 ½ Jahren in den Vorruhestand gehen kann.   Gestaltung der täglichen Arbeitszeit. Teams organisieren
                      Das Programm ist bei den Mitarbeitern äußerst beliebt.   sich bei Gardena in vielen Abteilungen selber. So kön-
                      Nach einer relativen stabilen Phase werden in der der   nen Mitarbeiter in der Logistik beispielsweise auch vor
                      Private-Equity-Zeit ab 2002 dann noch einmal Stellen   Schichtende gehen und ihre Arbeitszeiten in den saiso-
                      hauptsächlich im Werkzeugbau und in der Montage ab-  nalen Hauptversandzeiten nacharbeiten.
                      gebaut.                                               Der Börsengang 1996 ist zwar für die Führungskräf-
                         Auch das Beispiel Adlus sorgt dafür, dass die ge-  te kein Kulturschock, vor der ersten Hauptversammlung
                      wohnte Harmonie zwischen Unternehmensspitze und    in der Ulmer Donauhalle ist die Nervosität dennoch so
                      Mitarbeitern Risse bekommt; vielleicht war diese eh nur   groß, dass im Vorfeld ein Frage- und Antwortkatalog
                      ein Trugbild, dem beide Seiten über viele Jahre blind ge-  erarbeitet wird, der 80 Prozent aller möglichen Fragen
                      folgt sind. Die Umstellung von einem Familien- zu einem   abdecken soll. Ungewohnt ist für viele Verantwortliche,
                      börsennotierten Unternehmen, die technologischen He-  dass man öffentlich mit Zahlen zur Umsatzrendite (zum
                      rausforderungen und die gestiegenen Ansprüche der   Beispiel 6,7 Prozent nach Steuern für 1995), Jahres-
                      Handels- und Endkunden sowie der neue europäische   überschüssen (15,4 Millionen Euro für 1995), Konzern-
                      Binnenmarkt, dies alles macht Gardena auch zu einem   bilanzsumme (229 Millionen Euro für 1995) hantieren
                      „normaleren“ Unternehmen mit ganz „normalen“ Proble-  muss. Der Siegeszug Gardenas scheint unaufhaltsam.
                      men. Man lernt daraus: Nicht immer muss Entmystifizie-  Das Fachmagazin „diy“ spricht im März 1999 von „wie-
                      rung etwas Schlimmes sein.                         der beeindruckenden Steigerungsdaten“ der Ulmer.






         194



       Gardena_Buch_Inhalt.indd   194                                                                                      09.03.2016   13:13:49
   91   92   93   94   95   96   97   98   99   100   101