Page 54 - Gartenteich Ausgabe 04/2019 - Zeit fürs Hobby
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Während im Sommer eine konstante Temperatur von 33-
36 °C im Stock gehalten wird, regeln die Bienen in der kalten
Jahreszeit ihre Temperatur deutlich herunter. Die Bienen
können ihre Flügel ausklinken und mit der Kontraktion
dieser beiden starken Muskeln die überlebensnotwendige
Wärme im Stock erzeugen. Sobald die Temperaturen deut-
lich unter 8 °C fallen, ziehen sich die Winterbienen zu einer
Traube zusammen. Während im Kern der Bienentraube eine
höhere Temperatur vorhanden ist, herrschen auf der Ober-
fläche auch bei starkem Frost etwa 7 °C. Nach der ersten
richtigen Frostnacht hört die Königin auf, Eier zu legen. Drei
Wochen später, nachdem die letzten Jungbienen geschlüpft
sind, ist das Volk brutfrei.
Die Bienen können wochenlang in dieser Traube verbringen.
Dort warten sie wärmere Tage ab, um einen Reinigungsflug
zu machen und ihren Darm zu entleeren. Wenn im Frühjahr
die Tage länger werden, fängt die Königin wieder an, Eier zu
legen und beginnt damit ein kleines Brutnest, das langsam
größer wird. Ein starkes Volk trägt auch selbstständig die im
Winter tot heruntergefallenen Bienen aus dem Stock.
Vorbereitung auf die neue Saison
Am Flugloch wird im Herbst ein kleines Schutzgitter angebracht, das Im Winter nimmt der Imker verschiedene Reparaturen an
Spitzmäuse fernhält, die von der geschützten Wärme und dem süßen
Vorrat profitieren möchten. Eingedrungene Mäuse verursachen jedoch den Holzbeuten vor, denn nicht nur die Witterungsbedin-
große Unruhe in der Bienentraube und gefährden somit das Überleben gungen setzen diesen zu. Zuweilen hat im Jahresverlauf der
des Bienenvolks im Winter. Honigduft die egehrlichkeiten eines Spechts geweckt, der
mit seinem Schnabelwerkzeug die Weymouthskiefer-Au-
ßenwand der Beute vielleicht beschädigt hat. Ebenso müssen
unbewohnte Beuten für das nächste Frühjahr möglichst von
Bakterien und sonstigen Erregern befreit werden, die bei den
Bienen im nächsten Frühjahr verschiedenste Krankheiten
auslösen können. Hierfür flammen die meisten Hobbyimker
die Beuteninnenwände mit einer Gasflamme ab und ebenso
die Holzrähmchen, die die Bienenwaben aufnehmen sollen.
Wabenwerkerneuerung
Wenn Bienenwaben bebrütet werden, hinterlassen die
schlüpfenden Jungbienen in der Wabe ihre Puppenhäute.
Diese verfärben im Lauf der Zeit das Wabenwerk dunkel
und verkleinern zunehmend die Waben. In der Folge davon
schlüpfen immer kleinere Bienen aus vielfach bebrüteten Wa-
ben. Dieser Bereich wird von den Bienen irgendwann nicht
mehr bewohnt, oft tirbt das Volk ab. In der freien Wildbahn,
beispielsweise in einem hohlen Baumstamm, fressen nun
Wachsmotten diese Bereiche auf und es entsteht ein neuer
Wohnraum, der von einem Schwarm im nächsten Jahr besie-
delt werden kann. Verhängnisvoll für die Bienengesundheit
ist jedoch: Zwischen den vielen Häutchen bekommen Krank-
heitserreger ihre Chance. In der kultivierten Imkerei beugt
der Imker durch rechtzeitiges Entnehmen und Einschmelzen
Bienen nutzen jeden sonnigen Wintertag ab etwa 8 °C zu einem Reini- der bebrüteten Altwaben vor. Aus dem eingeschmolzenen
gungsflug. Der Imker hält das vergitterte Flugloch im Winter frei von Wachs lassen sich maschinell Mittelwände in Wabenstruktur
Totenfall, damit die Bienen ungestört ausfliegen können. herstellen. Diese kann der Imker dann wieder in die frisch
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