Page 57 - terraristik Ausgabe 1/2013
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Quadratmeter Gartenfläche inklusive sechs Tei-
Einen Keller voll mit
chen und einem beheizten Gartenhaus für die Kühlschränken hat die
Tiere stehen den Reptilien zur Verfügung. Circa Firma Siemens gesponsert,
die Stromkosten sind aller-
120 Tiere sind immer da, während der Überwinte- dings immens.
rung kommen noch einmal so viele Fremdtiere
hinzu, die gegen kleines Entgelt professionell
überwintert werden. Nach dem Artenschutzge-
setz muss sogar dieser Ortswechsel der Tiere an-
und abgemeldet werden. Den Keller voller Kühl-
schränke hat Siemens gesponsert und Peter Hoch
stiftete UV-Lampen im Wert von fast 3.700 €.
Die kontrollierte Überwinterung war eine Idee
auf die Frage hin, wie die Auffangstation etwas
Geld verdienen kann, erläutert Ewens. Schließlich
laufen allein an Stromkosten für die Lampen und
Kühlschränke 4.000 Euro im Jahr auf. 30 Quadratmeter für
„Ich habe das zehn Jahre privat gemacht, ich jede Schildkröte – das geht
auch in der Auffangstation
könnte es zeitlich und finanziell nicht mehr stem- in der Lippestadt Dorsten
men“, seufzt Barbara Klobusch. Sie hätten das nicht. Aber hier sollen die
Tiere ja auch nicht ewig
riesengroße Glück, die Reptilien-Auffangstation
bleiben, wie Barbara Klo-
München als Ansprechpartner zu haben, „das busch (stehend) erläutert.
sind weltberühmte Cracks seit 20 Jahren“. Im
Sommer hat sie zwei bis drei Stunden pro Tag rei-
ne Arbeit mit den Tieren, im Winter die Hälfte.
„Ich habe kein Kind und Kegel, mit Familie ginge
das so nicht“, weiß Klobusch.
Der ganz normale Alltag
„Vor dem Frühstück gehe ich mit einer Tasse
Kaffee zu den Tieren runter. Im Sommer mache
ich die Lichter an und begrüße die Schildkröten
im Garten.“ Dann müssen alle Trinkgefäße gerei-
nigt und die Gehege vom Kot befreit werden.
„Dann hole ich Brötchen vom Bäcker und sammle
körbeweise Futterpflanzen für 70 bis 80 Land-
schildkröten auf verschiedenen Wiesen, Salat ist
eher ein No-Go.“ Bis zur Fütterung abends habe
sie dann ihre Ruhe, erzählt die Dorstenerin.
„Zwischendurch waren 30 Leute hier – für viele
ist das eben ein Familienausflug wie ins Tierheim
auch; wir vermitteln ja auch und beraten welche
Art passt –, ich hatte 20 Telefonate und am spä-
ten Abend noch 10 E-Mails.“ Eigentlich, resümiert
Klobusch, sei es ein Vollzeitjob. „Von April bis Ok-
tober ist die Hölle los. Tierheime aus ganz
Deutschland wenden sich an uns, die keine eige-
ne Reptilienabteilung haben. Wir machen auch
oft die Artbestimmung für die Kreisveterinäre.“
Bei Abgabetieren gibt es strenge Auflagen für die
neuen Halter. Klar, die Tiere sollen ja auch nicht
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