Page 11 - diy Fachmagazin Ausgabe Sonderheft 08/2022
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dieser Formate festzustellen, viel- Die reine Warenversorgung reden, denn die meisten hinken
mehr scheint es, dass es allesamt steht im digitalen Zeitalter nicht hier deutlich hinterher. Sie schaffen
eher Versuchsobjekte statt ernst mehr im Fokus. Vielmehr erwartet es gerade mal, einen halbwegs
gemeinter DIY-Formate sind. Ledig- der Kunde heute ein besonderes funktionierenden Onlineshop
lich „Sonderposten-Baumarkt“ ex- Erlebnis, das durch digitale Touch- zu betreiben. Ich bin mir sicher,
pandiert weiterhin mit dem Fokus points am POS, persönliche Be- dass die Großflächen der füh-
auf preisorientierter Waren- und ratung oder projektbezogene renden DIY-Betreiber weiterhin
Nahversorgung, allerdings auch Showflächen sowie nahtlose – wenn auch mit verminderter
eher in der Region. Auch eine neue Prozesse bestimmt wird. Die Kundenfrequenz aufgrund von
Namensgebung der Werkers-Welt- reine Profit-Center-Betrachtung auf E-Commerce – erfolgreich arbeiten
Märkte in „Hagebau Kompakt“ wird Basis einer für die Kleinfläche zu werden können. Sie werden sich
eine notwendige inhaltliche Wei- erzielenden Flächenproduktivität zu DIY-Erlebnis-Stores weiter-
terentwicklung nicht ansatzweise in Höhe von 2.000 bis 4.000 €/ entwickeln, unterstützt durch
ersetzen. m² ist mit solchen Konzepten aber kanalübergreifendes Omnichan-
Was macht ein funktionie- selten zu erzielen. Daher macht nel-Kampagnen-Management, das
rendes City-Konzept also aus? nur eine Gesamtbetrachtung in auf KI-basierten Marketing-Tools
Aus meinen zahlreichen Nach- Verbindung mit den dadurch ent- basiert. Auch ein Gigant wie Ikea
folge- und Strategieberatungs- standenen zusätzlichen Umsätzen betreibt innerstädtische Stores
gesprächen mit mittelständi- in den Großflächen am Rande der – wenn auch als einziger echter
schen DIY-Händlern weiß ich, Stadt Sinn. Omnichannel-Händler der Möbel-
dass großes Interesse an einem Erste Mut machende Versuche branche –, um näher an den Men-
innovativen Kleinflächenkonzept hat Obi gestartet mit „OBIMachbar“. schen zu sein, die immer stärker
für Innenstädte und „graue Fle- In Kombination mit innovativen in die Städte ziehen. Selbst die
cken“ besteht. Allerdings haben neuen Flächenkonzepten der Groß- reinen Onlinehändler eröffnen
diese Mittelständler auch er- fläche – einer Mixtur aus Showflä- zunehmend Stores in den Städten,
kannt, dass ohne ein nahtloses chen, Projekt-(sorry nach Born- weil sie die Symbiose aus statio-
Omnichannel-Konzept der Marke heim)bezogenen Wareninszenie- närem Handel – der nach wie vor
solch ein Format wohl kaum funk- rungen, digitalen Hilfen („Curated Zukunft hat, aber anders! – und
tionieren wird und ihnen daher Shopping“), umfangreichen Ser- Onlinegeschäft erkannt haben.
die Zukunftsperspektive für ihr vicekonzepten (Garten-, Küchen-, Warum sollte es nicht auch der
Geschäft fehlt. Kooperationen Badplanung) und zahlreichen DIY-Branche gelingen? n
haben es da ungleich schwerer, Probierstationen – kann es Obi
da sie mit dem Geld der Gesell- gelingen, dem Kunden bei seiner
schafter handeln. Aber auch dort Customer-Journey zu folgen. Horn-
muss erkannt werden, dass man bach hat schon vor einigen Jahren
sich nicht endlos mit sich selbst damit begonnen, entsprechend in
beschäftigen darf, sondern mit der nahtlose Prozesse zu investieren.
Entwicklung mithalten beziehungs- Das zahlte sich insbesondere in
weise sogar deutliche Rückstände der Corona-Krise aus. Bei beiden
in Sachen Omnichannel-Einzel- Betreibern ist ebenso festzustellen,
handel aufholen muss. Und da dass sich die Umbauzyklen
sind wir schon bei der Titelfrage, deutlich verkürzt haben, um den
wer „klein“ überhaupt noch kann Kunden nicht nur alle sieben, acht
aufgrund der immensen notwen- Jahre ein neues Einkaufserlebnis
digen Investitionen in E-Commerce, zu bieten. Kai Kächelein
Datenmanagement, Logistik oder Von all dem kann allerdings Inhaber K. K. Manage-
mentberatung GmbH
Prozesse?! nicht jeder Betreiber der Branche
500 AUSGABEN | 11
DIY2022-08_Jubi_Sonderausgabe.indb 11 22.07.2022 15:51:57