Page 37 - diy Fachmagazin Ausgabe 07/2022
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den der Erlebnischarakter und   In der Tapetenbranche sei frü-  Design, kühle Farben und große   Vinyl Plus Deutschland, Oliver
             die Möglichkeit, Materialien an-  her ein Fokus vor allem auf die   Elemente mit weichen Verläu-  Koopmann, Teamleader Quali-
             zufassen, im Vordergrund. Das   Funktion der Wandbeläge gelegt   fen. Eine Abkehr von der Welt   tätsentwicklung & Nachhaltig-
             lasse sich auch auf die Tapeten-  worden. Mit der Zeit sei das De-  des Überflusses verkörpert der   keit bei Bauhaus, Ruth Prinz-
             branche  übertragen,  empfahl   sign immer wichtiger geworden.   Mindful  Minimalist.  In  diesem   meier, Sustainability Manager
             sie: ein Geschäft vor Ort, in dem   „Wäre es nicht eine Idee, den   Stil kommen aufbereitete Kon-  beim Bodenbelagshersteller
             Besucher die Stoffe erfühlen und   Funktionsaspekt wieder in den   sumgüter vor, außerdem findet   Interface, und Michael Steinert,
             auf sich wirken lassen können,   Vordergrund zu rücken?“, schlug   man dort naturbelassene Ober-  Herausgeber der Zeitschrift „BTH
             verknüpft mit einem Onlineshop.  sie vor.             flächen, eine Pastellpalette und   Heimtex“, moderiert von Karsten
                                                                                              Brandt. Koopmann von Bauhaus
                                                                                              gab zu: „Die Baumärkte stehen
                                                                                              bei diesem Thema erst am An-
                                                                                              fang.“ Man begrüße die Zusam-
                                                                                              menarbeit mit der Industrie und
                                                                                              bevorzuge Branchenlösungen.
                                                                                              Zunächst müsse geklärt werden,
                                                                                              was Nachhaltigkeit für alle Betei-
                                                                                              ligten bedeutet, warf Brandt ein.
                                                                                              Dafür plane der VDT gemeinsam
                                                                                              mit den Herstellern ein Treffen im
                                                                                              Sommer, um Schwerpunkte im
                                                                                              weiteren Vorgehen zu definie-
             Michael Steinert (von links), Ruth Prinzmeier, Oliver Koopmann, Thomas Hülsmann und Karsten Brandt diskutier-
             ten über Nachhaltigkeit.                                                         ren. Steinert sagte, die großen

               Die Möbelexpertin Ursula    Im „Trendbook 2023/2024“
             Geismann stellte ihre Erkennt-  von  Gabriela  Kaiser  von  der
             nisse rund um globale Mega-  gleichnamigen  Trendagentur
             trends vor, wie die digitale Trans-  nimmt Nachhaltigkeit eine zent-
             formation, die sich auch auf   rale Rolle ein. Sie stellte verschie-
             Wohnräume erstrecke. So gebe   dene derzeit angesagte Einrich-
             es mittlerweile Apps für den   tungsstile vor, wie den des Bo-
             Herd, die Badewanne, die Tür-  tanical Urbanist, mit einem Mix
             sprechanlage oder den Rasen-  aus städtischen Elementen, zum
             sprenkler. Der Mensch könne bei   Beispiel Fotodrucke, grafische
             diesen rasanten Veränderungen   Motive und matte Oberflächen
             oft nicht mithalten, erläuterte sie   in Verbindung mit Grüntönen
             und verwendete dafür den Be-  und organischen Mustern. Der
             griff „digitaler Neandertaler“. Er   Cosy Naturalist entspricht ei-
             nutze seine Einrichtung als Ge-  ner zeitgemäßen Interpretation
             genpol zur Digitalisierung, wähle   des Landhausstils, mit warmen,   Der großzügige Saal in der Orangerie bot genügend Platz, um trotz dem
             zum Beispiel eine Tapete, die an   natürlichen Farben, haptischen   durch Corona gebotenen Abstand ins Gespräch zu kommen.
             eine alte, venezianische Villa er-  Oberflächen und unregelmäßi-  Terrazzo-Optiken. Romantisch   Player müssten Vorreiter sein,
             innere. Er wünsche sich Gemüt-  gen Formen. Der Elegant Traditi-  und verspielt ist der Emotional   da sie die Marktmacht besäßen.
             lichkeit und Idylle, pflege ana-  onalist verwendet hochwertige   Sensualist. Er mag flauschige,     Koopmann widersprach: „Alle
             loge Hobbies, wie stricken oder   Produkte in dunklen Farben im   glitzernde und blumige Elemente.     sind gefordert, Handel, Konsu-
             Schallplatten hören. Ein weiterer   Kontrast mit sehr hellen Tönen   Nachhaltigkeit war auch In-  menten und auch Gesetzgeber.“
             Trend ist die Neo-Ökologie. Ab-  sowie opulente, königliche Op-  halt einer Podiumsdiskussion mit   Dafür sei besonders der Aus-
             schließend teilte Geismann eine   tiken. Ganz anders ist der Cool   Thomas Hülsmann, Geschäfts-  tausch in der Branche und da-
             Beobachtung mit den Zuhörern:   Modernist. Er mag reduziertes   führer der Arbeitsgemeinschaft   rüber hinaus wichtig.    n

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