Page 26 - Aquaristik Ausgabe 5/2024
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Schwerpunktthema





              Materne Maulbrüter








                        Pflege und Fortpflanzungsbiologie der Zebrabuntbarsche





        Alle Mitglieder des Maylandia-zebra-Komplexes leben im Felsli-  Während der Partner sich unter intensivem Zittern langsam wei-
        toral und meiden sogar begrenzte Sandflächen, weil sie sich als   ter im Kreis dreht, wird das Weibchen von den hellgelben Flecken
        spezialisierte  Aufwuchsfresser  von  tierischen  und  pflanzlichen   in seiner Afterflosse angezogen. Es reagiert auf diese Ei-Attrappe
        Mikroorganismen ernähren, die auf der Oberfläche von Felsen   genauso wie auf wirkliche Eier, bemüht sich, den vermeintlichen
        und Steinen leben. Die Männchen sind standorttreu und bilden   Laich aufzusammeln, nähert sich dadurch zwangsläufig mit sei-
        Reviere, die sie gegenüber männlichen Artgenossen und artfrem-  nem Maul der Genitalpapille des Männchens und saugt so die
        den Fischen verteidigen. Vorbeischwimmende Weibchen werden   von ihm abgegebenen Spermien ein. Durch das Schnappen des
        unter Rütteln, Schwanzschlägen sowie Umkehr- oder Führungs-  Weibchens nach den Ei-Attrappen wird der Laich im Maul des
        schwimmen zum späteren Laichplatz angebalzt. Da Männchen und   Weibchens befruchtet.
        Weibchen verschieden gefärbt sind, erkennen sie das Geschlecht   Alle Zebrabuntbarsche sind materne Maulbrüter, die Entwick-
        des Artgenossen bereits an seinem Aussehen.            lung der Eier und Larven bis zum Jungfisch findet also im Maul der
          Kommt es zur Paarung, werden die Eier einzeln, seltener auch   Mutter statt. Das Männchen beteiligt sich nicht an der Brutpflege.
        zu zweit oder dritt auf einem flachen Stein abgelegt und danach   Brütende Weibchen verlassen die Reviere der Männchen und
        noch vor der Befruchtung sofort vom Weibchen ins Maul genom-  suchen im Felslitoral Schutz.
        men. Sie sind hellgelb, haben einen Durchmesser von knapp fünf   Die Jungfische schlüpfen in Abhängigkeit von der Wassertem-
        Millimetern und haften nicht auf dem Laichsubstrat. Bei ausge-  peratur nach zwei bis drei Wochen. Sie sind dann rund zehn Milli-
        wachsenen Weibchen besteht das Gelege aus 20 bis 30 Eiern.  meter lang und schon selbständig. Die Mutter setzt die Brutpflege
          Wie andere spezialisierte Maulbrüter nehmen auch die Zebra-  nur noch kurze Zeit fort.
        buntbarsche während des Ablaichens eine T-Stellung ein, in der
        jeweils im Wechsel einer der Fische mit dem Körper quer vor dem   Lebhaft gefärbt
        Maul des anderen liegt. Das abgelegte Ei wird vom Weibchen so   Das Fortpflanzungsverhalten der Maylandia-zebra-Arten ist stark
        schnell eingesammelt, dass dem Männchen gar keine Zeit bleibt,   auf die Maulbrutpflege spezialisiert: Die Balz ist kurz, Männchen
        es zu befruchten. Stattdessen streicht es mit der Genitalgegend   und Weibchen sehen verschieden aus, eine Bindung zwischen
        über den bereits wieder leeren Platz.                 ihnen gibt es nicht, die wenigen Eier sind dotterreich, auffallend




























        Alle Zebrabuntbarsche sind Maulbrüter im weiblichen Geschlecht.  Maylandia emmiltos ist an der schwarzen Afterflosse zu erkennen.



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