Page 19 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2016
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TITELTHEMA
Von den fast 2.000 Arten der Salmlerartigen (Chara-
ciformes) kommen etwas über 200 aus Afrika. Dort
besiedeln sie vor allem tropische Gewässer südlich
der Sahara, kommen aber auch etwa im Nil und bis
Südafrika vor, also in den Subtropen. Die Mehrzahl
der Salmler stammt aus Südamerika, einige Arten sind
auch in Mittelamerika bis nach Mexiko zu finden.
Die größte der etwa 270 Gattungen, die in 24 Fami-
lien zusammengestellt werden, hat über 100 Angehö-
rige, nämlich die der aquaristisch sehr beliebten und
durchweg geeigneten Vertreter der Gattung Hyphesso-
brycon. Die kleinsten Vertreter messen gerade einmal
13 Millimeter (etwa der nur sehr selten importierte
Nannostomus anduzei), die größten, die fast alle zu
den Raubsalmlern gehören, werden über einen Meter Kongosalmler, die wohl am häufigsten gepflegten Afrikanischen Salmler.
lang, allen voran der afrikanische Wasserhund oder
Foto: H. Hristov
Riesen-Tigersalmler (Hydrocynus goliath).
Die nächsten Verwandten der Salmlerartigen sind DAS VERHALTEN
übrigens die Welsartigen (Siluriformes), mit denen Die meisten Salmler – besonders die aquaristisch be-
sie einige Merkmale (z.B. häufige Anwesenheit einer liebten – werden in der Literatur häufig als Schwarm-
Fettflosse, einer kleinen Flosse zwischen Rücken- und fische bezeichnet. Tatsächlich sind sie es aber nicht,
Schwanzflosse, die keine Flossenstrahlen hat) teilen. sondern fühlen sich nur in Gesellschaft, dabei muss
es nicht mal die eigene Art sein, besonders wohl. Wer
IHR AUSSEHEN mal einen „Schwarm“ Roter Neon oder etwa Schwar-
Die meisten Salmler haben einen gestreckten oder zer Phantomsalmler in ein Aquarium eingesetzt hat,
spindelförmigen Körper. Das trifft auch auf die be- stellt fest, dass sie sehr wohl die Gesellschaft ihres-
liebtesten Aquarienfische zu. Nur einige von ihnen gleichen suchen. Hier ist die Schwarmbildung aber nur
haben einen hohen, fast rundlichen Körper. Dabei ein Schutz vor möglichen Fressfeinden in einer neuen
handelt es sich ausschließlich um Südamerikaner, Umgebung. Wartet man einige Tage, sieht man aber,
diese Körperform findet sich bei den afrikanischen dass sich die Fische über das ganze Aquarium verbrei-
Vertretern nicht. tet haben. Die Männchen besetzen oft kleine Reviere,
verteidigen diese gegen andere Männchen und balzen
die zwischen den Revieren vorbeikommenden Weib-
chen an. Deswegen kann die Mehrzahl der Salmler
besser als Gruppenfische (die sich in der Gruppe mit
Artgenossen wohler fühlen) statt als Schwarmfische
bezeichnet werden.
Von Fischen nimmt man eigentlich an, dass sie nor-
malerweise in gerader Haltung im Wasser schwim-
men. Bei den Salmlern gibt es aber eine größere Zahl,
die entweder mit dem Kopf nach unten (Kopfsteher
z.B. der Gattung Anostomus) oder nach oben (z.B. die
Schrägsteher der Gattung Thayeria) schwimmen. Das
dient zum einen der verbesserten Nahrungssuche,
zum anderen einer besonders guten Tarnung zwischen
Pflanzen und Ästen.
Die typische Haltung des Prachtkopfstehers
(Anostomus anostomus).
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