Page 21 - knop_riesenmuscheln
P. 21

gisch sinnvolle Devisenquelle zu verschaffen – ganz     ist überall. Was wirklich Not tut, ist Biotopschutz,  Chen und Louie
einfach, indem man die gesetzlichen Vorschriften        denn Kern des Problems ist nicht die Bedrohung von    Mencias, Tauchlehrer
der veränderten Nachzuchtsituation anpasst – hatte      Arten, sondern die Bedrohung von Lebensräumen.        aus Manila, begannen
man hier also eine Spielwiese für einfallsreiche und    Und zum Schutz des natürlichen Lebensraumes           1996 ein Riesenmu-
vielleicht auch gelangweilte Bürokraten geschaffen.     von Riesenmuscheln gehört auch die Förderung          schel-Renaturierungs-
Das schadete nicht nur den Farmen, sondern ging         der Farmverkäufe von Nachzuchtmuscheln an den         projekt.
letztlich auch auf Kosten der natürlichen Riesenmu-     Aquaristikmarkt, denn nur mit diesen Einnahmen
schelbestände. Die Folge dieser Schildbürgerstreiche    lassen sich Renaturierungsprojekte bezahlen. Auch     Fotos: Louie Mencias
war die fast vollständige Einstellung der Riesenmu-     kann nur auf diesem Wege das Preisniveau gesenkt
schel-Nachzucht auf den Philippinen, die nur man-       werden, um den illegalen Handel zu untergraben.
cherorts auf Sparflamme weiterlief, damit die Nach-
zuchtmethoden nicht vollends in Vergessenheit ge-       7000 Muscheln für 7000 Inseln
rieten. Riesenmuschelfarmen brauchen Einnahmen,
um zu überleben. Inzwischen weiß man, dass nicht           Ein hervorragendes Beispiel für engagierten Bio-
die gastronomische Industrie wirtschaftlich die tra-    topschutz lieferte das philippinische Ehepaar Chen
gende Säule der Riesenmuschelfarmen ist, sondern        und Louie Mencias aus Manila. Chen und Louie, beide
die internationale Meeresaquarianerschaft mit ihren     Tauchlehrer und begeisterte Liebhaber von Riesen-
Käufen an der Ladenkasse. Das bedeutet, dass jeder      muscheln, begannen im September 1996 mit einem
Aquarianer mit dem Kauf einer farmgezogenen Rie-        Renaturierungs-Projekt für diese Mollusken. Eine
senmuschel ein wenig Naturschutz betreibt, weil         große Zahl der Tiere, die aus der Nachzucht-Farm
er damit eine Farm unterstützt, die letztlich auch      der Philippinischen Universität in Manila stammten
Muscheln für Renaturierungsprojekte und die Gas-        (UPMSI), sollte in ihrem natürlichen Lebensraum an-
tronomie produzieren könnte. Soweit die Theorie.        gesiedelt werden. Das Projekt wurde gemeinsam mit
In der Praxis scheitert die Massenproduktion dieser     der Haribon-Foundation durchgeführt, aus Spenden-
Aquarientiere aber oft – direkt oder indirekt – an be-  mitteln finanziert und war eines von vielen Renatu-
hördlichen Hürden, im Namen des Artenschutzes.          rierungsprojekten auf den Philippinen, für das vom
                                                        UPMSI im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte
   Handelsverbote sind sicher ein wichtiges Inst-
rument, um natürliche Bestände einer Tierart zu
schützen. Doch Artenschutz durch Handelsverbote
nützt nichts, wenn gleichzeitig die natürlichen Le-
bensräume dieser Tiere durch Ausbeutung und
Klimaverschiebung zerstört werden. Jedem Philippi-
nentouristen ist es beispielsweise möglich, auf dem
Fischmarkt in Lapu Lapu, Cebu, frisch gesammelte
Riesenmuscheln zu kaufen und gleich an Ort und
Stelle zu verzehren. Versuchte er aber anschließend,
die leeren Schalen auf der Heimreise mit nach Hause
zu nehmen, wird er am Flughafen erfahren, dass er
gegen gesetzliche Vorschriften verstößt, denn die
Tiere stehen unter Artenschutz. Folglich muss er die
Schalen im Land lassen, damit den Erfordernissen
des Artenschutzes Genüge getan wird – Schilda

                                                                                                              189
   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26