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Vorwort
Nur wenige Tierg ruppen auf unserem Planeten schungsarbeiten zu beginnen und schließlich auf die
lös en in der Wissenschaft weltweit so intensive Be- ungewöhnlichen Tridacnidae-Exemplare zu stoßen,
mühungen um ihre Erforschung, Nachzucht und Er- dann wäre diese Art möglicherweise noch vor der
haltung aus und erfahren zugleich innerhalb weniger Erstbeschreibung ausgestorben. Die Nachzucht der
Jahrzehnte eine so systematische und rig orose Aus- Riesenmuscheln ist inzwischen zu einer Routineange-
beutung, wie die Riesenmuscheln. Alle Arten sind legenheit geworden, aber trotzdem sieht man frei-
inzwischen mehr oder weniger dicht an den Rand lebende Exemplare immer seltener, und Naturpopu-
der Ausrottung gebracht worden. 1994, vor nun- lationen sind innerhalb weniger Jahrzehnte auf ein
mehr vierzehn Jahren, als ich die erste Auflage dieses Tausendstel ursprünglicher Dichten gesunken oder
Buches verfasste, waren überall dort, wo man sich ganz verschwunden. Es sieht ganz danach aus, als
sei der Mensch derzeit im Begriff, die lange Entwick-
mit der Farmzucht dieser lungsgeschichte dieser faszinierenden Mollusken
Tiere beschäftigte, Opti- abrupt zu beenden.
mismus und Enthusiasmus
zu spüren. Inzwischen sind Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses
diese Gefühle weitgehend Buches ist viel Zeit vergangen, so dass es mir nötig
einer nüchternen Sachlich- schien, für die zweite eine weitgehende Neufassung
keit gewichen, denn man zu schreiben. Grund dafür sind nicht nur neue Er-
kennt die enormen Schwie- kenntnisse in Wissenschaft und Aquaristik, sondern
rigkeiten, auf die alle Bemü- auch ein gewachsener persönlicher Erfahrungshori-
hungen um ihre Arterhal- zont. Mit der Bebilderung verhält es sich ähnlich;
tung stoßen. 1994 hatte ich für die Erstauflage das Tauchen er-
lernt und in der Fotografie erste Gehversuche ge-
Die unlängst erfolgte macht – zu Lande und zu Wasser. Zwischenzeitlich
Erstbeschreibung einer neuen Art, die beim Ver- ist mein Fundus an Unterwasser- und Aquarienfotos
fassen dieser Zeilen noch nicht veröffentlicht ist, deutlich angewachsen, so dass es eine ausgespro-
gibt ein gutes Beispiel, denn sie betrifft die früher chen reizvolle Aufgabe war, diesen Band neu zu be-
wohl zahlenmäßig dominierende Riesenmuschelart bildern.
im Roten Meer, die durch menschliche Einflüsse
inzwischen zu einer ausgesprochenen Seltenheit Unverändert hingegen blieb über all die Jahre die
geworden ist, und wenn die philippinische Meeres- tiefe Sympathie, die ich für diese ebenso eindrucks-
biologin Dr. Hilly Ann Roa-Quiaoit nur wenige Jahre vollen wie friedlichen Geschöpfe empfinde. Damit
später ans Rote Meer gereist wäre, um dort ihre For- stehe ich nicht allein, obgleich sich die moderne
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