Page 35 - Gartenteich Ausgabe 04/2019 - Zeit fürs Hobby
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Bitterorangen oder Pomeranzen
Die Bitterorange (Citrus x aurantium)
entstand wohl aus einer Kreuzung
zwischen Pampelmuse (Citrus maxi-
ma) und Mandarine (Citrus reticu-
lata). Man nimmt an, dass sie durch
die Araber im 9. oder 10. Jahrhundert
nach Sevilla gebracht wurde. Die heute
geschätzte süße Orange kam übrigens
erst um 1500 durch die Portugiesen
nach Europa. Wegen ihrer Robustheit
wird die Bitterorange oft als Vered-
lungsunterlage verwendet. Typisch
sind die verbreiterten, geflügelten
Blattstiele und die langen Dornen,
wodurch man die Bäume auch ohne
Früchte von denen der „normalen“ Die äußere Fruchtschale der Bitterorange ist die Grundlage für die Herstellung von Orangeat
Orangen unterscheiden kann. Schon und wird auch gerne in der Orangemarmelade verwendet.
in den opulenten Zitrus-Sammlungen
fürstlicher Höfe des 17. und 18. Gehalt an Wirkstoffen. Dies liegt an rischen Ölen. Bis zu 80 Prozent
Jahrhunderts waren Bitterorangen den zahlreichen Öldrüsen, die sich im besteht hierbei aus Eugenol. Eugenol
wichtige Bestandteile. Die Früchte Gewebe rund um den Fruchtknoten wird zudem auch aus den Blättern und
sind rundlich abgeplattet und besitzen befinden. Beim ätherischen Öl handelt der Rinde hergestellt. Es besitzt eine
eine dicke, unebene Schale, oft mit es sich vor allem um das aromatische, betäubende Wirkung. Deshalb wur-
hohlem Kern. Das Fruchtfleisch ist scharfe Eugenol. Ähnliche pinsel- den früher öft er Nelken gekaut, um
nicht besonders üppig. Es schmeckt artige Blüten wie die Gewürznelke Zahnschmerzen zu lindern. Während
ebenso wie der Saft bitter. Die äußere besitzt der sogenannte Rosenapfel der Kopf der Nelke angenehm aro-
Schale dient z. B. zur Herstellung von (Syzygium jambos), den man häufig in matisch schmeckt, besitzt der Stängel
Orangeat. Aus den stark duftenden botanischen Sammlungen findet. Oft viele Bitterstoffe. Neben der exzellen-
Blüten wird das geschätzte Neroliöl verwendet man zum Pflücken der Nel- ten Würzqualität für weihnachtliches
für die Parfümerie gewonnen. Hier- kenblüten von den bis zu zehn Meter Feingebäck, eingemachte Früchte
bei entsteht bei der Destillation das hohen Bäumen spezielle Plattformen. und Kompott wird auch die verdau-
Orangenblütenwasser. Schalen und Geerntet wird meist zweimal im Jahr. ungsfördernde, appetitanregende und
Saft werden für Bitterorangenlimona- Gewürznelkenbäume blühen etwa von antiseptische Wirkung geschätzt. Kohl
de oder delikate Orangenmarmelade ihrem 6. bis zum 60. Lebensjahr sehr und Sauerkraut werden durch Nelken
verwendet. Schalendestillate findet reichlich. Nach der Ernte werden die verträglicher. Wie für alle Pflanzen mit
man z. B. im Cointreau. Blütenknospen schnell hart und färben einem hohen Anteil ätherischer
sich braun. Nach der Ernte werden Öle gilt auch bei der Nelke:
Gewürznelke sie ohne Stiel in der Sonne oder am „Zu viel kann unge-
Feuer getrocknet. Hochwertige Nelken sund sein.“
Der Nelkenbaum (Syzygium aroma- fühlen sich noch etwas fettig an. Ein
Fotos: © Cozine / Piotr/ anatchant – stock.adobe.com/ T. Neder (2)
ticum) verdankt seinen Namen der „Schwimmtest“ gibt schnell Hinweise.
an Nägel erinnernden Form seiner Frische Nelken sinken oder tauchen
Knospen. Er ist auf den Molukken bis zum Köpfchen ab. Den intensiven
und den Philippinen beheimatet. Die Geschmack verdanken sie
Gewürznelke wurde in Indien, China dem hohen Anteil an
und Ägypten schon im Altertum äthe-
verwendet. Dort fand man in Grab-
mälern mit Nelken bestückte Ketten.
Die Araber brachten sie nach Europa.
Bei der Gewürznelke handelt es sich
um Blütenknospen eines bis zu 15
Meter hohen Baums, die gepflückt
werden, noch bevor sie Farbe zei-
gen. Sie besitzen dann den höchsten
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