Page 58 - terraristik Ausgabe 4/2014
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Wintervorbereitung
Neubesitzern von Europäischen Landschildkröten bereitet die erste
Winterstarre große Sorgen
Das Risiko, welches jede Winterruhe mit ren, etwa durch eine Verkürzung der
sich bringt, lässt sich durch ein vernünf- Lichtdauer. Die Einwinterung wird dann
tiges Management und eine gute Vor- fortgesetzt, indem man im Haus Zim-
sorge stark reduzieren. Wichtig ist die mer mit zunehmend niedrigeren Tem-
Unterbringung bei konstanten 4-8°C. peraturen nutzt, und hier die Tiere
Konstante Temperaturen sind essenzi- immer über mehrere Tage lässt, damit
ell, weil Schwankungen nach oben un-
nötig Energie kosten und nach unten
lebensbedrohlich sind, da auch Schild-
kröten erfrieren können.
Bei einer Kotuntersuchung festgestellter
Besonders gute Winterquartiere sind Wurmbefall unter dem Mikroskop.
wenig benutzte Kühlschränke oder kon-
stant kalte Keller. Bereits Wochen vor-
her sollten die Temperaturen mittels sich diese auf die sinkenden Tempera-
Minimum-Maximum-Thermometer über- turen einstellen können.
prüft werden, damit das Winterquartier Zuvor sollten die Schildkröten über
auch wirklich geeignet ist. Die Überwin- mehrere Tage täglich gebadet werden,
terungsbox muss rechtzeitig vorbereitet um den Kotabsatz anzuregen, da Kot
werden mit einer Schicht Erde als durch Feuchtigkeitsentzug in der Win-
Feuchtigkeitsspeicher in der Tiefe und terstarre sehr hart werden kann. Dann
darüber getrocknetem Buchen- oder Ei- werden die Tiere in die Überwinterungs-
chenlaub, welches durch seinen niedri- kiste gesetzt, wo sie sich teilweise oder
gen pH-Wert nicht schimmelt. vollständig eingraben. Nach den ersten
Auslösende Faktoren für die Winter- Tagen sollte Ruhe einkehren.
starre sind in der Natur die kürzer wer- Erkrankungen oder ein starker Para-
dende Tageslichtdauer bei einer sinken- sitenbefall erhöhen das Risiko der Win-
den Lichtintensität und fallende Tag- terstarre deutlich. Für die parasitologi-
und Nachttemperaturen. Als Reaktion sche Untersuchung sollte spätestens im
darauf nimmt die Aktivität der Tiere
deutlich ab und beschränkt sich dann
nur noch auf ein mittägliches Sonnen-
bad. Die Futteraufnahme wird immer
weniger.
Während man sich diese natürlichen
Faktoren bei der Freilandhaltung zunut-
ze machen kann, muss man sie bei der
Terrarienhaltung bestmöglich simulie-
Dr. Friederike Weinzierl (rechts)
und Maite Schneider betreiben
Oben: eine Tierarztpraxis in München
Eine Überwinterungsbox mit Erde und Laub. (www.exoten-tieraerzte.de),
Unten: die sich besonders auf Reptilien
Die Schildkröte in der Überwinterungsbox. und Zierfische spezialisiert hat.
Über der Erde sollte welkes Laub liegen.
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