Page 21 - terraristik Ausgabe 4/2014
P. 21
Gefährdung der Taggeckos
Von Thomas Hofmann
Die Taggeckos der Gattung Phelsuma sind durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen
(WA) geschützt und werden hier unter dem Anhang II gelistet. In der bundesdeutschen Arten-
schutzverordnung unterliegen sie dem Anhang B, der zweithöchsten Schutzklasse, und sind so-
mit nachweis- und meldepflichtig.
Als Ausnahmen gelten hier der Gold- Erhaltungszucht in menschlicher Obhut haltungszucht und Vermittlung von
staub-Taggecko (P. laticauda ssp.) und erstrebenswert, um für den Fall des Nachzuchten an interessierte Terraria-
der Große Madagaskar-Taggecko (P. Falles eine gesunde Terrarienpopulati- ner. Finanziell unterstützte sie mehr-
madagascariensis ssp.) einschließlich on als „Notanker“ zu erhalten. Leider fach Forschungs- und Schutzprojekte
deren Unterarten, welche seit 2004 nur führen bürokratische Hürden den Ar- in den Lebensräumen der Taggeckos.
noch einer Nachweispflicht unterliegen. tenschutz oftmals ad absurdum und In der viermal jährlich erscheinen-
Deren Besitz muss jedoch nicht behörd- verhindern somit eine effektive Arbeit den Zeitschrift „Der TagGecko“ erfah-
lich gemeldet werden. P. guentheri un- für den Artenschutz in Menschenhand ren die Mitglieder Neues und Wis-
terliegt als einzige Art der Gattung dem und dadurch den Erhalt bedrohter Ar- senswertes über die Gattung Phelsu-
höchsten Schutzstatus und ist unter ten. ma und erhalten hilfreiche Informatio-
WA I bzw. Anhang A der bundesdeut- nen über ihre Pfleglinge sowie deren
schen Artenschutzverordnung gelistet. internationales interesse Haltung. Auf einer jährlich stattfinden-
In ihrem natürlichen Lebensraum den Tagung treffen sich viele Mitglie-
sind nur wenige Arten wirklich bedroht. Aber eben diesen Erhalt möglichst aller der, um Erfahrungen auszutauschen,
Insbesondere diejenigen Arten, die Arten und das Wissen über ihre Lebens- aber auch, um persönliche Kontakte
sich als anpassungsfähige Kulturfolger weise und Biotope sowie die Schaffung zu pflegen. n
erwiesen oder sehr große Verbrei- gesunder Terrarienpopulationen
tungsgebiete besiedeln, sind von einer schreibt sich die bereits seit über 20
Lebensraumzerstörung weniger betrof- Jahren existierende Interessens-
fen als solche, die nur in räumlich be- gruppe Phelsuma auf ihre Fahne.
grenzten Gebieten beheimatet sind Gegründet 1992, umfasst sie der-
oder spezielle Ansprüche an das Mi- zeit über 200 Mitglieder im In- und
kroklima ihres Lebensraums stellen. Ausland. Terrarianer, Biologen, Her-
Diese Arten sind selbstverständlich petologen bilden eine bunte Mi-
hochgradig gefährdet; vor allem durch schung.
die fortlaufende Biotopzerstörung durch Viele Erkenntnisse über die Le-
Holzgewinnung, Bergbau oder Schaf- bensräume, Terrarienhaltung und
fung von landwirtschaftlichen Nutzflä- Vermehrung, selbst Neubeschrei-
chen. bungen von Taggeckos stammen
Werden solche Biotope zerstört, von Mitgliedern dieser internatio-
können ganze Populationen ausge- nal einmaligen Gemeinschaft. Ei-
löscht und im schlimmsten Falle un- nes der wichtigsten Ziele der Inter-
wiederbringlich vernichtet werden, da essensgruppe ist der Erhalt mög-
es den Tieren nicht möglich ist, sich lichst aller Phelsumen-Arten in un-
innerhalb kürzester Zeit an neue Le- seren Terrarien durch gezielte Er-
bensumstände anzupassen oder alter-
native Lebensräume für sich zu er- Bodenerosion hervorgerufen durch die
schließen. Besonders für solch spezia- Abholzung der Vegetation – ein weit
verbreitetes Problem auf Madagaskar.
lisierte, stark bedrohte Arten ist eine Foto: Thomas Hoffmann
n terraristik 4|2014 21
TER2014-04_Inhalt_Buch.indb 21 20.10.2014 13:39:15