Page 19 - terraristik Ausgabe 4/2014
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ner sukkulenten Pflanze) abgelegt werden, und der kaum bekannten Borai-Taggecko (P. borai) sowie
intensiven Sonne ausgesetzt sind, zeigen eine Spe- die ersten Vertreter der für den Nordwesten und
zialisierung an diesen Extremlebensraum: Die Ei- Norden Madagaskars typischen Palmen- (P. du-
schalen sind besonders dick und wirken wie glatt- bia) und Cheke-Taggeckos (P. abbotti chekei).
poliert, um die Sonnenstrahlen zu reflektieren und
somit nicht zu überhitzen. Feuchtwarm im Nordwesten
In landwirtschaftlich genutzten Gebieten ist
hier eine weitere, durch den Einfluss des Men- Im Nordwesten Madagaskars finden wir ein eher
schen verbreitete Art anzutreffen. Wohl ursprüng- feuchtwarmes Klima vor, das sich vor allem durch
lich nur im Südosten verbreitet, gelangte die sehr Jahreszeiten in Form einer ausgedehnten Trocken-
anpassungsfähige Phelsuma modesta durch land- zeit und einer kürzeren Regenzeit vom dauerfeuch-
wirtschaftliche Nutzung und mit dem Transport ten Ostküstenklima unterscheidet. Hier leben ne-
von Baumaterialien und Nahrungsmitteln bis weit ben den zuvor genannten P. dubia, P. kochi und P.
in den Süden und Südwesten (Hofmann 2011, abbotti chekei weitere Phelsumenarten, die feuch-
Hofmann& Trautmann 2012). Dieser hübsche tere Lebensräume bevorzugen, wie etwa der Bom-
Taggecko ist im Kulturland allgegenwärtig und be- betoka-Taggecko (P. lineata bombetokensis).
sonders in menschlichen Siedlungen häufig zu Im Nordwesten des „Achten Kontinents“ er-
beobachten. streckt sich ein schmaler Landstreifen südlich
des Tsaratanana-Gebirges entlang bis an die Küs-
der Wilde Westen te gegenüber der Insel Nosy Bé, die sogenannte
Sambirano-Region. Hier treffen wir auf Phelsuma
Nördlich der großen Hafenstadt Tulear beginnt der laticauda angularis, eine Unterart des Goldstaub-
„wilde Westen“ Madagaskars mit einer Dornbusch- taggeckos, die statt der bekannten drei roten
Steppe, wie wir sie bereits aus dem Süden der Streifen auf dem Hinterrücken ein rotes Dreieck
großen Insel kennen. Hier sind dann auch noch trägt. Ihren Lebensraum teilt sie unter anderem
Phelsuma breviceps und P. mutabilis als Arten, die mit P. cf. dorsivittata, dem Rückenstreifen-Tagge-
trockenere Lebensräume bevorzugen, anzutreffen. cko, und den ersten Vertretern des Großen Tagge-
Des Weiteren beginnt hier der Lebensraum des bis ckos (P. grandis), die für den Norden Madagas-
zu 25 cm großen Querstreifen-Taggeckos Phelsu- kars typisch sind.
ma standingi, der überwiegend große Bäume be- In Küstennähe gegenüber der Insel Nosy Bé Biotop von Phelsuma
wohnt und anders als viele andere Taggecko-Arten treffen wir auf weitere Vertreter der Taggecko-Fa- abbotti chekei und
Phelsuma kochi auf
sehr „liebevoll“ mit seinem Nachwuchs umgeht milie, die kurioserweise alle erst im Verlauf der dem westmadagas-
und diesen bis zum Erreichen der Geschlechtsrei- letzten Jahrzehnte entdeckt wurden. Möglicher- sischen Bemaraha-
Plateau.
fe in seiner Nähe duldet. Der Querstreifen-Tagge- weise liegt das an der neuerlichen Ausbreitung Foto: Gerd Trautmann
cko gehört mit seinem grauen, quergestreiften
Rücken, einem hellgrünen Kopf und einem leuch-
tend blauen Schwanz sicher zu den spektakulär
gefärbten Arten. Weiter in Richtung Norden wird
das Klima etwas feuchter und es finden sich ver-
mehrt größere Waldgebiete. Hier trifft man dann
auf den wenig bekannten Hielscher-Taggecko (P.
hielscheri) und den Koch-Taggecko (P. kochi), die
nächste großwüchsige Taggeckoart. Auch P. kochi
erreicht eine Gesamtlänge um 25 cm. Diese Art
ist über den gesamten Westen der Insel verbreitet
und ist, ähnlich wie die vorher erwähnte P. stan-
dingi, ein dankbarer Terrarienpflegling.
In den ausgedehnten Trockenwäldern des Be-
maraha-Plateaus finden wir dann neben dem
Koch-Taggecko noch den Veränderlichen Tagge-
cko (P. mutabilis) und den nahe verwandten, aber
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