Page 41 - terraristik Ausgabe 2/2013
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 DER TIERARZT RÄT



                              Einmal entwurmen



                                    bitte!






              Relativ häufig bekommen wir in der  nicht reagieren und je nach Einzeller-
           Tierarztpraxis die Frage nach einer rou-  art die Verwendung von unterschiedli-
           tinemäßigen Entwurmung gestellt oder  chen Präparaten erfordern. Somit
           aber einer Entwurmung, weil aktuell  kann es also sein, dass die Gabe eines
           ein Reptil Durchfall hat. Bei Hund und  Wurmmittels völlig am Bedarf vorbei
           Katze ist dieses Vorgehen üblich, bei  geht und den Besitzer in falscher Si-
           Schildkröte, Schlange, Echse usw. hin-  cherheit wiegt.
           gegen nicht.                            Darüber hinaus stellt sich die Frage,
              Es gibt verschiedene Gründe, die ge-  ob eine pauschale Behandlung über-
           gen eine pauschale Entwurmung spre-  haupt Sinn macht, wenn gar nicht si-
           chen. Zum einen erscheint dieses Vor-  cher ist, dass das Tier überhaupt ein  Wurmei (Oxyurenei) im Kot einer Bartagame
           gehen nicht sinnvoll in Hinblick auf die  Parasitenproblem hat. Anders als bei  im Mikroskop (40-fache Vergrößerung).
           Vielzahl von unterschiedlichen Parasi-  Hund und Katze, die über den Kontakt
           ten, die Reptilien haben können. Es  mit Artgenossen oder Beutetieren je-  die sich am neuen Mitbewohner sonst
           gibt nicht den einen Wurm, der für alle  derzeit Parasiten aufnehmen können,  anstecken würden. Bei im Garten leben-
           Durchfallerkrankungen verantwortlich  ist dies bei vielen Terrarienbewohnern  den Europäischen Landschildkröten ist
           ist, sondern neben den Klassikern wie  nicht gegeben, da diese in festen Grup-  eine jährliche Kotuntersuchung im Spät-
                                                                                     sommer ratsam, da eine hohe Parasi-
                                                                                     tenlast ein Risiko für die Winterstarre
                                                                                     darstellt und Außengehege schwer dau-
                                                                                     erhaft frei von Parasiten zu halten sind.
                                                                                       Die Kotuntersuchung kann durch
                                                                                     den Tierarzt vor Ort oder ein Labor
                                                                                     durchgeführt werden. Wichtig ist hier,
                                                                                     dass es sich um eine frische, nicht
                                                                                     ausgetrocknete Probe handelt. Werden
                                                                                     Parasiten festgestellt, müssen alle Tie-
                                                                                     re der Gruppe behandelt werden, um
                                                                                     eine Reinfektion zu vermeiden.  





           Massenbefall mit Kokzidien unter dem Mikroskop (10-fache Vergrößerung).

           Oxyuren und Askariden – auf die diese  pen oder alleine leben und keiner steti-
           Behandlung normalerweise abzielt –   gen Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
           auch noch beispielsweise Bandwür-       Vielmehr sollte direkt nach dem Kauf
           mer, die besonders bei Wildfängen ge-  eines Reptils eine Kotprobe untersucht
           funden werden, welche eine ganz an-  werden, besonders bei Tieren, die in   Dr. Friederike Weinzierl (rechts)
           dere Therapie erfordern.             einen bereits bestehenden Bestand in-  und Maite Schneider betreiben
              Daneben finden sich auch sehr häu-  tegriert werden sollen. Dieses Vorge-  eine Tierarztpraxis in München
           fig einzellige Parasiten (Trichomonaden,  hen erspart das aufwendige Ausräu-  (www.exoten-tieraerzte.de),
           Hexamiten, Kokzidien), welche eben-  men und Desinfizieren von Terrarien    die sich besonders auf Reptilien
                                                                                       und Zierfische spezialisiert hat.
           falls auf die Gabe eines Wurmmittels  und die Behandlung der anderen Tiere,



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