Page 41 - Caridina Ausgabe 3/2022
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Literatur
Br�nz�ng�r, B. et al. (2021):
Origin and significance of two
pairs of head tentacles in the
radiation of euthyneuran sea
slugs and land snails. Scientific
Reports 11: 2101. https://
kurzelinks.de/4tentakel
Fotos/Grafi k: Brenziger et al. (2021) / CC BY 4.0
Mikromorphologie der Überfamilie
Tjaernoeioidea nov. mit Fokus auf Kopf
tentakel und Nervensystem.
und die Verwandtschaftsverhä ltnisse.
Die genetischen Analysen haben im
Vergleich mit den Kö rperbauplä nen
gezeigt, dass die neu entdeckten
„Gabelfü hlerschnecken“ ein sehr
ursprü nglicher Teil der Gruppe der Fotos: Brenziger et al. (2021) / CC BY 4.0
„Vierfü hlerschnecken“ sind. De-
nen gegenü ber stehen alle ü brigen
„Zweifü hlerschnecken“, die entwick-
lungsgeschichtlich ä lter sind.
Die Forscher vermuten, dass der Er- Vergleichende Morphologie bei lebenden Caenogastropoda und Heterobranchia aus Europa.
werb der verbesserten Kopfsensoren im
Meer des Palä ozoikums (Zeitraum von
ca. 541-252 Millionen Jahre vor heute) stattgefunden hat. Ge- Die Gefleckte
halten hat sich das „Vierfü hler“-Merkmal bis heute erfolgreich: Weinbergschnecke
augenscheinlich bei so gut wie allen in Deutschland vorkommen- (Cornu aspersum)
weist ebenfalls
den Landschnecken, aber auch bei einem großen Teil der Was- vier Fühler auf.
serschnecken, insbesondere den Meeresnacktschnecken. Ü ber
30.000 Schneckenarten haben diese Kopfform.
„Eventuell sind die Verä nderungen der Sensoren am Kopf ein
bisher ü bersehenes Schlü sselereignis in der Evolutionsgeschichte
der Schnecken“, deutet Brenzinger die Ergebnisse der Studie. Es
kö nne sogar mit der explosionsartigen Ausbreitung der Schnecken Foto: Oliver Mengedoht
vor 320-220 Mio. Jahren in Zusammenhang stehen. „Danach gab
es eine enorme Steigerung in Vielfalt und Artenzahl.“
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