Page 18 - Aquaristik Ausgabe 2/2024
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                                                                         der gelben Morphe von C. sp. „Jumbo“ aus Kantalamba
                                                                         in Tansania.



        Alle Kärpflingscichliden sind
        materne Maulbrüter mit einem



        deutlichen Sexualdichromatismus.     Ökologie und Fortpflanzung           an vertikalen Felsen laichen. Die übrigen
                                             Die Kärpflingscichliden wurden wegen ih-  Cyprichromis-Arten sind als einzige Cichliden

                                             rer Lebensweise erst spät für die Aquaris-  Freilaicher, deren Männchen im Freiwasser
          Bis auf einen sind männliche Cyprichro-  tik  entdeckt,  denn  je  nach  Art  liegt  die   dreidimensionale  Territorien  verteidigen.

        mini polytypisch und haben unterschied-  Obergrenze  ihrer  Verbreitung  bei  einer   Während ihrer rasanten Balz umkreisen sie


        lich  gefärbte  lokale  Standort varianten   Wassertiefe  zwischen  3  und  15 Metern,   die Weibchen und öffnen dabei rhythmisch

        ausgebildet. Mit nur einer Ausnahme sind   wobei es artspezifische Abweichungen gibt.   weit ihr Maul. Nach der Abgabe eines Eis
        sie zusätzlich im Gegensatz zu den Para-  Vorzugsweise leben sie an Steilküsten, wo   folgt  ihm  das  Weibchen  beim  Hinabsin-

        cyprichromis-Arten polychro  ma tisch und   es bis in 40 Meter Tiefe abfallende Fels-  ken und nimmt es in sein Maul auf. Dabei
        treten in blauen und gelben Farbmorphen   wände gibt. Ohne Tauchgerät sind sie nur   streckt ihm das Männchen immer wieder
        auf (Karlsson & Karlsson 2018).      schwer aufzuspüren.                  eine  Bauchflosse  entgegen,  während  es

          Die Cyprichromini leben sozial in Schu-  Alle Cyprichromini sind Planktonfresser,   mit der zweiten wedelt. Dadurch wird die
        len und können in der Natur in standort-  die sich von Kleinkrebsen aus der Cyclops-  Befruchtung des Geleges gefördert, denn
        treuen Ansammlungen auftreten, die aus   Verwandtschaft  (Poll  1956;  Takahashi  &   das Weibchen schnappt nach der gelben


        mehreren  Hundert  oder  sogar  Tausend   Hori 2006) und planktonischen Algen er-  Flossenspitze und nimmt dabei die Sper-
        Fischen bestehen. In von mir beobachteten   nähren,  welche  die  Strömung  zu  ihren   mien auf (vgl. Büscher 2016).
        Gruppen waren beide Farbmorphen unge-  Standplätzen  verfrachtet.  Innerhalb  von   Durch den dünnen, transparenten Kehl-

        fähr gleich häufig. Die meisten Gruppen-  drei  Wochen  traf  ich  die  beobachteten   sack des Weibchens ist die Larvenentwick-

        mitglieder waren brütende Weibchen. Die   Verbände  von  Kärpflingscichliden  bei   lung gut von außen zu beobachten. Eine
        Verbände der Kärpflingscichliden können   mehrmaligen Kontrollen immer an densel-  Brut  besteht  in  der  Regel  aus  zehn  bis

        aus  zwei  oder  sogar  drei  verschiedenen   ben Stellen an.             fünfzehn Jungen, die am Ende ihrer Larven-
        Cyprichromis-Arten bestehen (Takahashi &   Die Paracyprichromis-Arten und Cypri-  entwicklung schon eine Länge von elf bis
        Hori, 2006).                         chromis pavo sind Substratlaicher, die oft     zwölf Millimetern haben.



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