Page 39 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2021
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in Antiparallelstellung an das Männchen heran und
wird vom Männchen, ähnlich wie bei Labyrinthfischen,
umschlungen, um dabei die Laichprodukte auszusto-
ßen. Die klebenden, ca. 1 mm großen Eier wirbeln
in der Höhle umher und haften an Höhlenwand und
Bodengrund. Hat das Weibchen ausgelaicht, können
andere Weibchen ebenfalls zum Zug kommen.
Nach Abschluss der Paarung sorgt das Männchen
aufopferungsvoll für die Eier und befächelt das Gelege.
Nebenbei hat das Männchen die Höhle noch gegen
Eindringlinge zu verteidigen und wird explosionsartig,
im dunklen Ornat, aus der Höhle herausschießen.
Die ersten Larven schlüpfen nach zwei bis drei Ta-
gen. Mit zappelnden Schwänzchen und vollem Dot-
tersack kleben die 4 mm großen Larven an der Höh-
lenwand. Jetzt ist das Männchen in seiner Fürsorge
voll gefordert. Blaubarschmännchen sind jedoch gute mittels Ausströmer leicht belüftet. Die Temperatur Ein optimal einge
Brutpfleger. schwankt zwischen 22 und 25 °C. Die bodenorientierten richtetes Aquarium
für Blaubarsche.
Will man die Nachzucht kontrolliert aufziehen, kann Winzlinge erhalten einen Busch Javamoos, einige Rotbu-
man dem Männchen die Höhle samt Brut wegnehmen. chenblätter oder ein Seemandelbaumblatt. Dieses wirkt
Man gibt die Höhle in ein Aufzuchtbecken mit Aqua- keimhemmend und bietet Deckung. Nach rund fünf
rienwasser und durch leichtes Hin- und Herwedeln Tagen ist der Dottersack aufgebraucht und sie beginnen
werden die darin befindlichen Larven hineinbefördert. frei zu schwimmen. Nun müssen sie mit Erstfutter ver-
Das Männchen erhält natürlich seine Höhle wieder sorgt werden. Ich füttere ein Gemisch aus Mikrowürm-
zurück. Für ihn scheint das bestimmt mysteriös. Doch chen und frisch geschlüpften Salinenkrebsen. Wichtig ist
er steckt alles gut weg und ist ein paar Tage später das tägliche Absaugen der abgestorbenen Futterreste
schon wieder auf Brautschau. Bei mir sind alle Blau- und eine entsprechende Frischwasserzugabe.
barsche regelrechte Dauerlaicher. Mit optimaler Fütterung und guter Wasserqualität
Meine 40-cm-Aufzuchtbecken haben 5 cm Was- sind die kleinen Blaubarsche schnellwüchsig und man
serstand, sind mit einem Heizer versehen und werden kann ihnen nach cirka drei Wochen schon gesiebtes
Tümpelfutter und Grindalwürmchen anbieten. Nach
zehn Wochen sind sie schon auf 10 mm herangewach-
sen. Jetzt sollten sie in ein größeres Aufzuchtbecken,
etwa ein 60-cm-Aquarium, umgesetzt werden. Es sollte
noch ohne Bodengrund sein. Auch hier kann man Blät-
ter und kleine Wurzeln oder Tonröhren hinein geben,
um ihrem Deckungsdrang entgegenzukommen. Danach
geht das Wachstum schleppender voran. Nach vier Mo-
naten kann man schon die ersten Männchen erkennen.
Alles in allem sind alle Blaubarscharten sehr inte-
ressante Pfleglinge und haben mich voll überzeugt.
Text & Fotos: Hans��r�en Dieke
Hansjürgen Dieke, Jahrgang 1951,
Aquarianer seit Kindheit, ist er seit
langem fokussiert auf die Haltung und
Zucht der maulbrütenden Kampffisch-
wildformen
Das Topfgucker-Weibchen wird kurz vor dem
Ablaichen nicht mehr verjagt.
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