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Radikaler Wandel durch Social Media


               Zwanzig Jahre zurück, so Giroldi, sei OBI in einem Jahr   neration. Die Menschen in Europa hätten keine Bedürf-
               fünf bis zehn Mal in Kontakt mit einem Kunden gekom-  nisse, sondern Wünsche. Gerade Amazon verkörpere ein
               men, vier Mal allein, weil der Kunde einen OBI-Markt   kundenorientiertes Unternehmen, indem es diese Kun-
               betrat. Der Rest war Fernsehwerbung. Heute erreiche OBI   denwünsche verstehe und vollständig umsetze.
               über die Social-Media-Kanäle jeden Kunden täglich, wes-
               halb es dem Unternehmen gelungen sei, seine Marken-   Drei Kernsätze, gefallen in einem Exklusivinterview mit
               bekanntheit von deutlich über 90 Prozent noch einmal zu   Giroldi mit der Fachzeitschrift „diy“ im Februar 2018,
               steigern. In seiner Keynote-Rede auf dem 5. Global DIY   lassen die Branche aufhorchen. Nummer eins: „Marken
               Summit 2017 in Berlin kündigt Giroldi deshalb auch ein   – und ich spreche von Lieferantenmarken – werden in
               radikales Umdenken an, wie auch „The Hardware Jour-   Zukunft eine wachsende Rolle spielen.“ Nummer zwei:
               nal“ aus Irland feststellt: „Wir waren dabei, um ‚Eine   „In spätestens zehn Jahren werden wir nur noch drei
               neue Ära – ein Blick in die Zukunft des Heimwerkermark-  bis vier Baumarkt-Marktteilnehmer haben – und das
               tes‘ zu sehen‘“, schreibt das Magazin rückschauend.   in Europa insgesamt.“ Und drittens: „Der Wettbewerb
                                                                     auch mit den großen Internetplayern führt zu einer radi-
               Giroldis Präsentation in Berlin heißt „ Vergangenheit   kalen Demokratisierung des Handels insgesamt.“
               verlassen, Zukunft leben“. Amazon, so sein Fazit,
               werde demnächst auch europäischer Marktfüh-           Als eine Konsequenz seiner Analyse kündigt Giroldi in
               rer im Bereich DIY sein. Es gehe nicht darum, wo      Berlin an, verstärkt mit den starken DIY-Lieferantenmar-
               sich ein stationärer Shop befinde, sondern darum,     ken zusammenarbeiten zu wollen. Denn wer sei heute im
               ob man als Händler auf der ersten Seite der Sucher-   Netz auffindbar? Das seien die starken Marken, seien
               gebnisse von Google auftauche. Die zu erwartende      starke Brands. Nur in Kombination von einer eigenen
                 Marktführerschaft von Amazon in Deutschland sei auf   intensiven Markenpflege gerade über die neuen Medien
               dessen Technologie und seine kompromisslose Aus-      und der Zusammenarbeit mit starken Lieferantenmar-
               richtung auf die Kundenwünsche zurückzuführen.        ken könne man gegen Amazon bestehen. In der Verknüp-
                                                                     fung von modernster Technologie und den menschli-
               Während viele Einzelhändler erst jetzt zur „Click-Gene-  chen Qualitäten der Berater und Verkäufer vor Ort sieht
               ration“ aufschließen würden, so Giroldi weiter, wandle   Giroldi Chancen für den stationären Handel: „Die klas-
               sich diese jedoch bereits zur „Voice Recognition“-Ge-  sischen Werte der Vergangenheit wie Respekt, Ehrlich-





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