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Ironie der Geschichte

         Heute wird vermutet, dass das amerikanische Start-
         geld zur Gründung der HfG aus einem Fond für kul-
         turpolitische Zwecke der CIA stammt.                            Klare und strenge Architektur prägt die HfG-Gebäude in Ulm.
                                                                         In den HfG-Räumen arbeiten die weiblichen und männlichen
                                                                         Studenten oft in Werkgruppen.






                      (1964 eingestellt), Film (ab 1961), Bauen, Visuelle Kom-  len für den nationalen und internationalen Ruf der Hoch-
                      munikation und Produktgestaltung. Die beiden Letzteren   schule. Dieser wird auch getragen durch die Qualität der
                      sind laut Franco Clivio, einem der späteren Chef-Desig-  Dozenten wie Otl Aicher, Max Bill, Tomás Maldonado,
                      ner von Gardena, die wichtigsten Zweige der Hochschu-  Charles Earnes, Horst Rittel, Hans Gugelot, Bruce Ar-
                      le. Nachdem der erste Rektor, Max Bill, der die HfG in   cher, Herbert Ohl, Walter Zeischegg, um nur einige zu
                      der direkten künstlerischen Tradition des Bauhaus leitet   nennen.
                      und seine Dozenten eher als Künstler begreift, 1956 die   Die HfG ist in den 1950er- und 1960er-Jahren sozu-
                      Einrichtung verlässt, öffnet man sich gezielt der Indus-  sagen das globale Design-Mekka und zieht viele inter-
                      trie und richtet so genannte „Entwicklungsgruppen“ ein.   essierte junge Menschen fast magisch an. „Die HfG war
                      Jetzt arbeitet man auch direkt für die Industrie.   zwar fast ein Kloster“, erinnert sich Franco Clivio, „aber
                         Der Designer ist nun kein „übergeordneter Künstler,   die Meinungen waren sehr unterschiedlich und die Dis-
                      sondern gleichwertiger Partner im Entscheidungspro-  kussionsbereitschaft groß.“ Clivio ist an der HfG einge-
                      zess der industriellen Produktion“ (HfG-Archiv): Die Au-  schrieben, genauso wie auch Dieter Raffler, der als ge-
                      diogeräte der Firma Braun (so unter anderem der Braun   lernter Bildhauer zum Zweitstudium nach Ulm kommt
                      SK 4 von 1956, der berühmte „Schneewittchensarg“),   und gleich in einer der Entwicklungsgruppen mitarbei-
                      das Erscheinungsbild der Lufthansa, die Züge der Ham-  tet. Beide sollen – noch als Studenten – den markan-
                      burger Hochbahn, später das Olympia-Logo Münchens,   ten und unverwechselbaren Produktauftritt von Garde-
                      sie sind alle HfG-Entwicklungen, die prägend sein sol-  na festlegen.






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