Page 39 - Dähne Corporate Publishing - Leseprobe Gardena
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Produkt und Marke












                   Die Hochschule für Gestaltung Ulm und wie Gardena von deren


                   Absolventen profitiert



                   Es ist zugegebenermaßen spitz formuliert, aber ohne   legt. Die anfängliche Idee, aus der vh eine Hochschu-
                   den studentischen Widerstand gegen das Nazi-Regime   le für Politik zu formen, wandelt sich, als der Schwei-
                   hätte es Gardena als Marke vielleicht gar nicht, aber auf   zer und ehemalige Bauhausschüler Max Bill nach Ulm
                   jeden Fall so nicht gegeben. Was rätselhaft erscheint,   kommt. Jetzt rückt die Verwirklichung einer Hochschule
                   löst sich aber doch recht einfach auf.             für Gestaltung (HfG) in den Mittelpunkt und sie soll tat-
                      Robert Scholl, der Vater von Sophie und Hans Scholl,   sächlich Realität werden.
                   die beide im März 1943 wegen ihrer Mitgliedschaft in   Die Pläne der drei engagierten Bürger Inge Scholl,
                   der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München hin-  Otl Aicher und Max Bill erhalten die Unterstützung des
                   gerichtet werden, ist seit 1932 in Ulm als Steuerberater   amerikanischen Hochkommissars John McCloy, der die
                   und Wirtschaftsprüfer tätig. Von den Amerikanern wird   HfG-Gründung als Project No. 1 unterstützt. 1952 über-
                   er nach dem Zweiten Weltkrieg in der Donaustadt als   reicht er einen Scheck in Höhe von einer Million Mark.
                   Oberbürgermeister eingesetzt und hat diese Funktion   Bedingung: Es muss noch einmal eine komplementäre
                   vom Juli 1945 bis 1948 inne. Die Scholl-Geschwister   Spendensumme von anderer Seite dazu kommen. Dank
                   sind ihrerseits seit den 1930er-Jahren befreundet mit   Zuschüssen vom Bund und von der Stadt Ulm sowie
                   Otl Aicher.                                        durch Spenden aus Industrie und Wirtschaft steht die
                      Zusammen mit Inge Scholl, der ältesten Schwester   Finanzierung und die Trägergesellschaft. So kann die
                   von Sophie und Hans, baut Aicher nach dem Kriegsen-  1951  ins  Leben  gerufene  Geschwister-Scholl-Stiftung
                   de und noch stark unter dem Eindruck der nationalsozi-  1953 mit dem ersten Unterricht sowie mit dem Bau der
                   alistischen Diktatur stehend die Ulmer Volkshochschule   HfG-Gebäude, frühen Stahlskelettbauten mit großzügi-
                   (vh) auf, die zu einem demokratischen Neuanfang bei-  gem Zuschnitt, auf dem Ulmer „Oberen Kuhberg“ be-
                   tragen soll.                                       ginnen.
                      Bei allem persönlichen und familiären Unglück wird   Die HfG Ulm, eine private Einrichtung, daran sei erin-
                   so in Ulm die Wurzel für „die weltweit wichtigste Design-  nert, und keine staatliche Hochschule, unterrichtet ihre
                   hochschule des 20. Jahrhunderts“ (Dr. René Spitz) ge-  Studenten unter anderem in den Abteilungen Information



                   Bauhaus-Tradition mit jungen Wilden: Die Hochschule für
                   Gestaltung in Ulm designt für Gardena die ersten Produkte.
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