Page 67 - Gartenteich Ausgabe 01/2019 - Zeit fürs Hobby
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In den 1960er-Jahren wurden in Brasilien bei
                 Ausgrabungen rund um alte Indigosiedlungen
                 zum ersten Mal diese tiefschwarzen Erdschich-
                 ten entdeckt, worauf man sich zunächst keinen
                 Reim machen konnte. Weil der Boden des
                 Regenwalds normalerweise eher nährstoffarm
                 ist, wiesen diese Erdschichten darauf hin, dass
                 die damals dort ansässigen Menschen ein wert-
                 volles, nährstoffreiches Substrat für den Anbau
                 von Nutzpflanzen selbst hergestellt hatten. In
                 den Jahrtausende alten Schichten wurden Kno-
                 chen, sowohl menschliche wie auch tierische
                 Ausscheidungen, Reste von Lebensmitteln und
                 ein hoher Anteil an Holzkohle gefunden. Durch
                 den hohen Gehalt an Nährstoffen konnten die
                 Menschen mithilfe dieser selbst hergestellten
                 Erde Erträge erwirtschaften, wo der Boden von
                 Natur aus eher nährstoffarm gewesen ist.


                 ‚Terra Preta‘ kommt daher auch heute Gärtnern
                 zugute, die auf den Zusatz von nährstoffrei-
                 chem Substrat angewiesen sind, sei es aufgrund
                 einer nur dünnen Humusschicht des bewirt-
                 schafteten Areals, einem generell mageren
                 Boden oder auch bei einem sehr begrenzten
                 Raum, wie es etwa das Gärtnern auf Balkonen
                 oder in Kübeln darstellt. Wenn die Erträge,
                 vor allem bei nährstoffbedürftigen Pflanzen
                 wie beispielsweise Kohl, oder die Blüte bei
                 anspruchsvollen Stauden wie Rittersporn oder
                 Phlox bisher nur spärlich ausgefallen sind,
                 könnte ‚Terra Preta‘ die Lösung sein.



                   Warum lässt ‚Terra Preta‘ alles so wundervoll wachsen?


                                                          Beschäftigt man sich mit der Wirkweise der in ‚Terra Preta‘ enthaltenen
                                                          Holzkohle, so fällt auf, dass diese wie ein Wasser und Nährstoffe spei-
                                                          chernder Schwamm fungiert. Die mit ‚Terra Preta‘ gedüngten Kulturen
                                                          weisen daher nicht nur wesentlich höhere Erträge auf. Sie müssen auch
                                                          weitaus weniger gewässert werden. Weiterhin sorgt Holzkohle als Be-
                                                          standteil der schwarzen Erde dafür, dass die Humussubstanzen weitaus
                                                          langsamer abgebaut werden. Holzkohle fördert außerdem die Ansiedlung
                                                          wichtiger Mikroorganismen, die wiederum erst eine langfristige Versor-
                                                          gung der Pflanzen mit wertvollen Nährstoffen sichern.
                                                          Wer einen  Blick auf die Inhaltsstoffe der fertigen Wundererde wirft,
                                                          kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: ‚Terra Preta‘ enthält sage und
                                                          schreibe viermal so viel Phosphat, zweimal so viel Stickstoff und dreimal so
                                                          viel Kalium wie herkömmlicher Gartenboden!
                                                          In der Pflanzenkohle, die in der Schwarzen Erde in 70fach höherer Konzen-
                   tration als in normaler Erde enthalten ist, wird Kohlenstoff langfristig gespeichert und damit aus dem Nährstoffkreislauf
                   entfernt, was eine Entlastung der Atmosphäre darstellt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass bei der Ver-
                   brennung von Kohle, Öl oder Gas exakt das Gegenteil passiert: Riesige Mengen an Kohlenstoff werden in den Nährstoff-
                   kreislauf eingespeist!




                                                                                                                 Garten & Teich  67



       GT2019-01_Inhalt_Buch.indb   67                                                                               19.02.2019   12:58:09
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