Page 36 - terraristik Ausgabe 2/2014
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            Der Giftige Kröten-  Mich faszinieren die beigefarbenen, zehn bis   Zurück blieben Knochenreste
            laubfrosch (Trachy-  zwölf Zentimeter großen Frösche, die an den
            cephalus venulosus)
            hat eine weite Ver-  Stämmen zu kleben scheinen und uns mit gro-   Auf dem Waldboden liegt ein kleines Skelett. Die
            breitung in Zentral-   ßen Augen betrachten, ohne fliehen zu wollen.   Ameisen haben die Knöchelchen sorgfältig abge-
            und Südamerika.
                              Zwischen einen Zentimeter messenden Winz-     nagt. Zurück blieben lediglich die Knochenreste.
                              lingen bis zu handflächengroßen Fröschen und   Deutlich erkennt man die Kiefer und eine ausge-
                              Kröten krieche ich auf dem Boden hinterher.   prägte Bezahnung. Niemals hätte ich als Laie diese
                                 Im Regenwald scheinen alle Dornen zu ha-   Zahnleisten mit den Fangzähnen einem Frosch zu-
                              ben, Stämme, Äste, Blätter. Die Einstiche     geordnet. Später zeigt mir unser Begleiter ein leben-
                              schmerzen und oft brechen die Spitzen der Dor-  des Exemplar und meint augenzwinkernd, „das war
                              nen ab und bleiben in der Haut stecken und    das Skelett“. Ich kann nur wieder einmal staunen.
                              müssen später mühevoll mit der Pinzette ent-     Nach zwei Stunden kann man seine Kleidung
                              fernt werden. Eigentlich bin ich Fischfreund,   auswringen. Die Hose klebt an den Beinen. Es
                              begeistern mich die Schuppenträger am Ama-    tropft von den Bäumen, auch wenn es nicht regnet.
                              zonas, aber in diesen Momenten geht die Freu-  Die hohe Luftfeuchtigkeit macht es möglich. Die
                              de an den Fröschen mit mir durch. Eine solche   komplette Kameraausrüstung in der Fototasche
                              Fülle an Geräuschen und Gestalten muss man    wird zunehmend schwerer.
                              erleben, sonst glaubt man sie nicht.             Trotz aller Begeisterung sind wir auch froh, als
            Ein Fröschlein aus                                              unser Begleiter erklärt, dass es zurück zur Lodge
            der Gattung Dend-
            ropsophus.                                                      geht. Der Schweißverlust, den es nach drei Stun-
                                                                            den wieder auszugleichen gilt, ist gewaltig. An der
                                                                            Lodge angekommen, begeben wir uns erst einmal
                                                                            in die aufgespannten Hängematten und trinken,
                                                                            trinken, trinken. Neben uns klatscht es laut im
                                                                            Wasser. Vermutlich ein Raubfisch, der bei seiner
                                                                            Angriffsattacke aus dem Wasser hinausschoss und
                                                                            darin geräuschvoll zurückfiel. Nächte im Regen-
                                                                            wald sind voller Leben!                   n




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                                                                                          
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