Page 35 - terraristik Ausgabe 2/2014
P. 35
das zu sehen, was uns unser Guide zeigen will,
Mücken abzuwehren und dann noch zu tollen
Fotos zu kommen, lassen den Schweiß auf den
Körpern in Rinnsalen fließen.
Die Automatik der Kamera funktioniert nicht
ohne Licht, also müssen wir alle Einstellungen
manuell durchführen. Wird etwas gesichtet,
bringt man sich in eine geeignete Position, meist
auf allen Vieren am Boden und lässt von zwei
Freunden das zu fotografierende Objekt aus
unterschiedlichen Richtungen mit den Taschen-
lampen anstrahlen. Im Kreuz der Lichtkegel sitzt
er, es, sie, meist geduldig, Gott sei Dank! We-
nigstens Zeit hat man. Das schwache Licht ver-
langt einem viel Aufmerksamkeit beim Scharf-
stellen ab. Der Autofokus schwächelt ebenfalls
bei diesen Lichtverhältnissen. Zudem sind viele
Objekte klein, einige sehr klein, das Scharfstel-
len vollzieht sich im Millimeterbereich, dann wird
ausgelöst. Kurze Kontrolle auf dem kleinen Dis-
play und zur Sicherheit gleich noch ein zweites
oder drittes Foto hinterher. Die Gelegenheit ist
nicht überall gleich günstig, also nutzt man sie
verstärkt dort, wo es sich richtig lohnt.
Gespenstisch und fantastisch
Längst fangen die Augenbrauen den Schweiß
auf und lenken ihn über die Wangen nach unten.
Es tropft am Kinn! Die Szenerie ist gespenstisch
und fantastisch zugleich. Die Welt im Dunkeln
hat ihren ganz besonderen Reiz. Ganz in der
Nähe kracht es im Unterholz. Licht aus! Verhar-
ren, warten, lauschen. Was war das? Unser
Begleiter schaltet als Erster seine Lampe wieder
an, sucht und späht in Richtung der Geräusche.
Vielleicht ein Capibara (Wasserschwein), ein
Pekari (Waldschwein) oder womöglich ein Tapir?
Dann sausen dicht über unseren Köpfen Fle-
dermäuse von Taubengröße hinweg. Was gera-
de den Krach verursacht hat, bleibt rätselhaft.
Nur ein Rinnsal im Regenwald und dennoch wur-
den im Verlauf der Zeit 140 (!) Fischarten darin
nachgewiesen.
In diesen abenteuerlichen Baumhäusern wohnten
wir inmitten des Regenwaldes.
n terraristik 2|2014 35