Page 23 - diy Fachmagazin Ausgabe 5/2020
P. 23

Bild: Universtität Bamberg.







             „Deshalb müssen Sachspenden von der Umsatzsteuer befreit werden“: HDE- Björn Asdecker (r.) und Lehrstuhlinhaber Eric Sucky von der Universtität
             Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zur aktuellen Lage bei Retour-Spenden.  Bamberg stellen ihre Ergebnisse zu Rücksendungen im Online-Handel vor.


             und Zeitungsberichte aufgrund   ten passieren soll. Als sinnvoller   hat die Industrie, der Handel   der Mittelstandsverbund eine
             seiner Praxis in der Kritik, bei der   wird angesehen, bei der Reduzie-  ist jedoch mit einem hohen Ab-  erhebliche Bürokratiebelastung
             zurückgeschickte oder nicht ver-  rung der Zahl der Rücksendun-  mahn- und Bußgeldrisiko belegt   auf den Mittelstand zukommen,
             kaufte Ware im großen Stil ver-  gen auf den vermehrten Einsatz   und muss daher genauestens   die unbedingt vermieden wer-
             nichtet wird.              von „Systemen künstlicher Intel-  prüfen, welche Produkte ver-  den muss: „Zusätzlich schafft
               Aktuell durchläuft die Novelle   ligenz“ zu setzen. Die Lieferun-  kauft werden“, so Tim Geier, Ge-  das Kreislaufwirtschaftsgesetz
             das parlamentarische Verfahren   gen könnten so laut HDE immer   schäftsführer des Mittelstands-  nun eine gesetzliche Grundlage
             und es ist offen, ob die Neurege-  passgenauer auf die Kundenbe-  verbunds, Büro Brüssel. Die zu-  für die sogenannte Transparenz-
             lungen so in Kraft treten. Bereits   dürfnisse zugeschnitten werden.   nächst an Hersteller gerichteten   verordnung, an der aktuell gear-
             deutlich dagegen hat sich der   „Zudem muss das Spenden re-  Verpflichtungen würden auch die   beitet wird. Quasi durch die Hin-
             HDE ausgesprochen. Unter an-  tournierter Ware erleichtert wer-  nachgelagerten Stufen – allen   tertür werden damit dem Handel
             derem hat er die Obhutspflicht   den“, schreibt der Verband. Der-  voran die Händler – vor Schwie-  neue Berichtspflichten auferlegt,
             als „überflüssig“ kritisiert. „Der   zeit muss der Händler auf ge-  rigkeiten stellen; denn es sei zu   da Hersteller und Händler nun-
             Handel setzt schon heute aus   spendete Waren Umsatzsteuer   erwarten, dass Produkte, die die   mehr nachvollziehbar dokumen-
             Kostengründen alles daran, die   bezahlen, obwohl er keinen Ge-  vorgenannten Kriterien nicht er-  tieren sollen, wie sie mit nicht
             Zahl der Rücksendungen von   winn damit erzielt hat. „Das kann   füllen, zukünftig nicht mehr in   verkauften Waren verfahren“.
             Waren durch die Kunden so ge-  sich auf Dauer kein Unternehmen   den Verkehr gebracht werden.  Dies betreffe nicht nur Retouren,
             ring wie möglich zu halten. Nur   leisten. Deshalb müssen Sach-  Gerade bei Importen aus   sondern auch Produkte, die über-
             in Ausnahmefällen wird zurück-  spenden von der Umsatzsteuer   dem Ausland bestehe ein erhöh-  produziert wurden, sogenannte
             gegebene Ware, die so stark   befreit werden. Hier ist die Politik   tes Konfliktpotenzial. „In vielen   Überhänge (bspw. Saisonware).
             verschmutzt oder beschädigt   gefordert“, so Genth. Außerdem   Fällen kennen die Hersteller die   Offen blieben außerdem die je-
             ist, dass der Handel die Ware   müssten die Verbraucher sen-  nationalen Pflichten nicht oder   weiligen Mengengrenzen und
             nicht mehr in Verkehr bringen   sibilisiert werden, die Zahl der   befolgen diese bewusst nicht.   Produktgruppen, die die Verord-
             oder spenden kann, vernichtet“,   Rücksendungen zu reduzieren.   Der Händler wird künftig also   nung und Berichtspflicht konkret
             erklärte HDE-Hauptgeschäftsfüh-  Es müsse deutlich sein, welche   genau prüfen müssen, über wel-  betrifft.
             rer Stefan Genth.          Kosten den Unternehmen und   chen Lieferanten er welche Ware   Insgesamt geht dem Ver-
               Der Verband kritisiert, dass   der Umwelt durch eine Rücksen-  bezieht – mit Blick auf den im Ver-  bund das Vorhaben der Bundes-
             das Bundesumweltministerium   dung entstehen. Hier sei eine ge-  bund organisierten Einkauf und   regierung zu weit und er fürchtet
             durch die neuen Berichtspflich-  samtgesellschaftliche Debatte   die umfangreiche Produktrange   eine erhebliche Bürokratiebel-
             ten für Retouren-Ware zusätzlich   gefragt.           sicherlich keine leichte Aufgabe“,   astung. Die vorgeschlagene Ob-
             bürokratische Hürden für den   Ähnlich kritisch äußerte sich   so der Mittelstandsverbund.  hutspflicht lehnt er komplett ab.
             Handel aufbaue, ohne dass klar   der Mittelstandsverbund. „Es ist   Abgesehen von nach wie              n
             sei, was am Ende mit den Da-  das alte Lied: Die Primärpflicht   vor vielen offenen Fragen, sieht

             diy 5|2020                                                                                              23




       DIY2020-05_Inhalt_Buch.indb   23                                                                         20.04.2020   09:14:21
   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28