Page 18 - diy Fachmagazin Ausgabe 03/2020
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Handel Ehning/GWS
ERP-Einführung im Kleinen
Wie die Einführung moderner ERP-Software auch bei einem klusive Glasfaser-Anbindung und
kleinen, nur 15 Mitarbeiter zählenden Baustoffgroßhändler Server sollten erneuert und das
erfolgreich ablaufen kann, zeigt der Erfahrungsbericht des seit langem genutzte ERP-Sys-
Eurobaustoff-Gesellschafters Ehning Baustoffhandel. tem ausgetauscht werden. Pro-
jektleiter hierfür war Markus Jan-
Wer auf das gut 20.000 m² rungen. Stimmen auf der einen bedeutet und die Anforderungen zen: „Vor dem Wechsel auf Gevis
große Firmengelände der Ehning Seite die wirtschaftlichen Zah- an die Hard- und Software sich ERP haben wir 27 Jahre lang mit
Baustoffhandel GmbH in Borken- len, steht auf der anderen Seite zwischen einem großen und klei- Vera, der ERP-Software von Neu-
Weseke fährt, spürt vom ersten die hohe Belastung für Mitarbei- nen Baustoff-Großhändler kaum trasoft, gearbeitet und kamen
Moment an den aktuellen Boom ter und Führungskräfte. Liegen unterscheiden, beschloss er im trotz der alten Unix-Technologie
in der deutschen Baustoffbran- dann Investitionen in die IT vor Frühsommer 2018, für das Unter- und den damit verbundenen Ein-
che. In kurzen Abständen fahren einem, wäre es eine Möglich- nehmen eine neue Ära im ERP- schränkungen bis zum Schluss
LKWs und Kleintransporter auf keit, den „Dingen ihren Lauf zu Bereich einzuleiten. Die Devise gut klar.“ Die Kundenbetreuung,
den Hof und laden unterschied- lassen“ und auf ruhigere Zeiten dahinter: „Heute ist der richtige die nach eigenen Worten vor al-
lichste Baumaterialien, der Tre- zu warten. Moment. Wir wissen nicht, was lem auf traditionellen Werten wie
sen im Verkaufsraum ist umla- die Zukunft bringt. Es kann so Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und per-
gert von wartenden Kunden. Vor Für Sebastian Ehning, Ge- weitergehen mit der Hoch-Kon- sönlicher Bindung basierte, ließ
Ort wird dabei schnell deutlich: schäftsführer des Familienbe- junktur, aber auch alles morgen sich abwickeln und auch die Ab-
Großhändler im Baubereich, triebs in dritter Generation, der vorbei sein“. rechnung gelang. Gleiches galt
egal wie groß oder klein, befin- Anfang des vergangenen Jah- für die Beleg-Archivierung auf
den sich angesichts des anhal- res den Betrieb von seinem Va- Altes IT-System 27 Jahre Papier und in klassischen Ord-
tenden Baubooms und gleich- ter übernahm, war dies keine Op- im Einsatz nern. „Natürlich haben wir an-
zeitigen Personalmangels vor tion. Obwohl ihm klar war, dass Bezogen auf die IT bedeutete gesichts der Zeit, die wir für die
ganz besonderen Herausforde- ein IT-Projekt in hektischen Zeiten das: die gesamte Hardware in- Abläufe brauchten, häufig über
eine besondere Herausforderung eine Erneuerung der IT nachge-
dacht, doch das tägliche inten-
Teil des Außenlagers des Borkener Baustoffgroßhändlers. sive Tagesgeschäft hat uns im-
mer wieder davon abgehalten“,
beschreibt Ehning.
Die Zurückhaltung der Ver-
antwortlichen kann auch mit
den Bedenken vor den Folgen
einer missglückten IT-Umstel-
lung erklärt werden. „Wir hat-
ten von anderen Unternehmen
gehört, die Tausende von Eu-
ros investierten und dann die
Einführung doch mittendrin ab-
brachen“, erklärt der Geschäfts-
führer. Andere, ergänzt Janzen,
berichteten von hohem personel-
len Aufwand, der für das Projekt
notwendig waren. Wieder an-
dere kamen mit der Datenüber-
nahme nicht klar.
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