Page 40 - diy Ausgabe 01/2020
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Garten                                                                                             Der Verbraucher inszeniert
          Markt Blumen und Pflanzen                                                                        seine vier Wände nicht mehr
                                                                                                           nur mit Möbeln und Deko,
Wann, wenn nicht jetzt?                                                                                    sondern auch mit Pflanzen.
                                                                                                           Vordenker wie Michael
                                                                                                           Löschau in Oldenburg richten
                                                                                                           ihr Gartencenter darauf aus.

Die Rahmenbedingungen sind so gut wie seit Jahren nicht,
doch die grüne Branche nutzt sie nicht so, wie sie könnte, meint
Andreas Löbke von Co-Concept. Wir dokumentieren in Auszü-
gen seine Markteinschätzung im Vorfeld der IPM unter der
Prämisse: Hitze und Nachhaltigkeit bestimmen den Markt.

    Der Gartenbau hat tolle Pro­        Es stellt sich die Frage, wa­  Zum Beispiel Dehner: Die Branche beginnt, auch im Sortiment
dukte, auch schon vor „Fridays for  rum es der Branche nicht besser    auf den Klimawandel zu reagieren.
Future“. Aktuell sind die Verbrau­  gelingt, die Rahmenbedingungen
cher sensibilisiert für den grünen  in stärkerem Maße zu nutzen:       standhielten und oftmals ver­       ziert. Sedum und Saxifraga sind
Markt und hören den Botschaften     Wenn nicht jetzt, wann dann?!      trockneten. Entsprechend hielten    typische Vertreter.
zu – Botschaften, die die Branche                                      sie sich beim Kauf zurück oder
aber nur mühsam formuliert, da          Die Wachstumsprognose          fragten nach besonders hitzeto­         Baumschulprodukte erfreu­
sie durch Wetterextreme sowie       des Bundeswirtschaftsministe­      leranten Pflanzen wie beispiels­    ten sich 2019 einer ausgespro­
zunehmende Forderungen und          riums für 2020 wurde zwar he­      weise Dipladenien.                  chenen Beliebtheit. An einigen
Gesetzesvorlagen zurückfällt und    runtergeschraubt. Es wird nicht                                        Großmärkten wurde ein Umsatz­
die eigentliche Botschaft aus den   mehr mit 1,5 Prozent, sondern          Bedauerlich, dass Diplade­      plus bei Gehölzen von bis zu 40
Augen verliert: Wir machen Grün,    nur noch mit 1,1 Prozent Wachs­    nien, die 2018 aufgrund der Hit­    Prozent registriert. Die Ursache
und grün ist Lebensqualität!        tum gerechnet. Davon bleibt das    zeverträglichkeit noch ein High­    waren vor allem Ersatzpflanzun­
                                    Konsumklima derzeit aber weit­     light im Absatz waren, in der Sai­  gen und der Umstand, dass viele
    Die Rahmenbedingungen           hin unberührt und auf einem kon­   son 2019 direkt vom Discount        Kommunen den Anteil der Grün­
sind für den erfolgreichen Absatz   stant hohen Niveau.                aufgegriffen wurden und nicht       fläche in ihren Bausatzungen
von Blumen und Pflanzen so gut                                         mehr als Zugpferd im Fachein­       drastisch erhöht haben.
wie seit Jahren nicht mehr. Mit         Wie sah es 2019 auf dem        zelhandel funktionierten.
ca. 8,7 Mrd. Euro Gesamtumsatz      Gartenmarkt aus? Nach der                                                  Neben dem Trend nach hitze­
für Blumen und Pflanzen befin­      Jahrhundertdürre 2018 folgte           Der geänderte Nachfragebe­      toleranten Pflanzen wurde 2019
den wir uns in Deutschland auf      2019 das nächste Jahr mit lang     darf der Verbraucher nach hitze­    erneut beobachtet, dass Kräu­
einem stabilen Markt, der dem       anhaltend hohen Temperatu­         toleranten Pflanzen wurde direkt    ter und Impulsware sehr stark
aktuellen Zeitgeist entsprechend    ren. Viele Verbraucher konnten     von den Produzenten aufgegrif­      nachgefragt wurden. An den
theoretisches Wachstumspoten­       erneut dabei zuschauen, wie        fen. Es wurden 2019 zunehmend       Großmärkten wurden Umsatz­
zial hat.                           ihre Pflanzen auf Balkon und       Pflanzen mit „natürlichem, eige­    zuwächse besonders bei Topf­
                                    Terrasse dem Hitzestress kaum      nem Wasserspeicher“ produ­          kräutern von rund 5 Prozent zum

Themen wie Kräuter und Nachhaltigkeit
beschäftigen die Branche derzeit intensiv.

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