Page 33 - Caridina Ausgabe 2/2021
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deutlicher Hinweis, dass die Tiere sich an
einem speziellen Untergrund festkrallen
müssen.
Die zweite Art, die wir nach der älteren
Tochter von Thomas als Caridina lilianae
benannt haben, zeigt dieselben verküm-
merten Scherenbeine, die Schreitbeine
dagegen sind auffällig dünn und mit lan-
gen steifen Borsten besetzt. Diese Bors-
ten können für mich nur dazu dienen, das
Einsinken der Garnele in sehr weichen
Bodengrund zu verhindern.
auf WeiChem SChlamm?
Bisher wurden Garnelen immer auf fes- Dieses Bild zeigt die Spezies Caridina lilianae.
ten Untergründen gesucht, auf Totholz,
in Blätteransammlungen, auf Felsen oder
unter größeren Steinen. Aber auf weichem
Schlamm? Noch dazu waren mit dem
Schleppnetz beide Arten gemeinsam ge-
fangen worden. Eine Art, die sich irgend-
wo festkrallt und eine, die auf weichem
Sediment lebt?
Tauchgänge und Abstiege mit der
Schnorchelausrüstung in 10-12 Meter Tiefe
lieferten die erste Antwort. Auf weichem,
schlammigen Bodengrund leben dort viele
große Schnecken der Gattung Tylomelania
und die als „Turboschnecke“ bekannte Cel-
etaia persculpta. Die einzige Struktur, an
der sich eine kleine Garnele festkrallen
könnte, sind diese Schnecken. Auf Holz sind Tausende von Zwerggarnelen zu sehen.
Wir sammelten einige lebende und tote
Tiere und brachten sie mit an die Oberflä-
che. Erst schien das erfolglos zu sein, als
wir aber die gesammelten Schnecken in
unserer behelfsmäßigen Forschungsstation
in eine Kunststoffschüssel mit Seewasser
gaben, sahen wir, dass feine Garnelenfüh-
ler in den Gehäuseöffnungen von toten
Schnecken sichtbar wurden.
Langsam kamen auch die Bewohner der
Schnecken aus ihren Verstecken, zogen
sich aber bei Bewegungen von uns blitzar-
tig wieder zurück. Caridina mayamareenae
besiedelt tatsächlich die Gehäuseöffnun-
gen toter Wasserschnecken. Unter Steinen,
in Felsspalten oder ähnlichen Strukturen
konnte diese Art bisher nicht gefunden Unterwasserlandschaft im Pososee mit
werden. Tylomelania-Schnecken.
„Turboschnecke“ Celetaia persculpta.
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