Page 37 - Caridina Ausgabe 2/2021
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logie bis jetzt angenommen. Das gehört
zu den wichtigsten Erkenntnissen einer
Studie, an der Wissenschaftler aus Mün-
chen beteiligt waren. Im Zentrum stan-
den neue genetische Daten sehr seltener
Tiefsee-Einschaler (Monoplacophora), die
sich in umfassenden Analysen als ältester
Seitenzweig schalentragender Weichtiere
entpuppten.
„Das mühevolle Sammeln der seltenen
Tiere in der Antarktis hat sich gelohnt“, er-
klärte Schrödl. „Und wir haben brauchbare
Daten aus dem Genom eines winzigen Tief-
seetieres herausbekommen.“ Wie üblich
bei phylogenetischen Analysen der frühen
Tierevolution gebe es noch Unsicherhei-
ten, aber insgesamt sei das deutsch-ame- Auch Kraken gehören zu den Weichti eren (Mollusca).
rikanische Forscher-Team wohl der Klärung
der Molluskenverwandtschaft ein bedeu-
tendes Stück näher gekommen. Gestalt) und Genetik wieder näher zusam-
Dabei hatten sich Generationen von men und wirft damit Licht auf die uralte
Wissenschaftlern an morphologischen Vergangenheit.
Datensätzen und Fossilien abgemüht, Unten: Beispiel für die vier Ordnungen
doch keiner ihrer Stammbäume glich den 555 millionen Jahre alt Cephalopoda (Kopffüßer wie Tintenfische),
ebenfalls widersprüchlichen Ergebnissen Demnach liegt der Ursprung aller Weich- Gastropoda (Schnecken), Scaphopoda
moderner genetischer Ansätze. Die aktu- tiere weit zurück im Präkambrium, in Zei- (Kahnfüßer) und Pelecypoda (historischer
elle Studie bringt Morphologie (äußere ten planetarer Vereisung des „Schnee- Name für Bivalvia = Muscheln).
Abbildung aus Cooke, Shipley & Reed (1895): Molluscs.
Cambridge Natural History, v.3, Macmillan and Co.,
London.
Muscheln, hier die Miesmuschel Mytilus edulis, sind verwandt mit Schnecken.
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