Page 20 - Caridina Ausgabe 4/2019
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themenschwerpunkt
Foto: Oliver Mengedoht krebse aus dem Aquarium sollten daher
auf keinen Fall ins Freiland gelangen, um
unsere heimischen Populati onen dieser
Kleinkrebse nicht zu gefährden.
Die meisten Muschelkrebsarten im Süß-
wasser sind Resteverwerter, es gibt nur
wenige räuberische Arten, die an andere
Kleinlebewesen oder Schnecken gehen. Im
Meerwasser sind räuberische Ostrakoden
häufiger vertreten. Ist viel Nahrung vor-
handen, können sich die Muschelkrebse
im Aquarium explosionsartig vermehren.
Wenn man nicht gerade das Pech hatt e,
einen der seltenen räuberischen Stämme
zu erwischen, sind Muschelkrebse im Aqua-
rium weitgehend harmlos. Schnecken mit
Deckel können jedoch mit ihnen Probleme
bekommen: Verirrt sich ein Muschelkrebs
versehentlich unter den Deckel, kann er die
Schnecke so irriti eren, dass sie nicht mehr
aus dem Häuschen kommt und verhungert.
Ansonsten sind Muschelkrebse als Teil
der Begleitfauna eher von Vorteil, weil sie
sich um Reste im Aquarium kümmern und
aufräumen. Alle Arten sind getrenntge-
schlechtlich, manche vermehren sich durch
Jungfernzeugung, andere bevorzugen die
Muschelkrebse der Art und wird mit dem Kot lebend wieder ausge- geschlechtliche Fortpfl anzung.
Tanycypris centa auf schieden. Als Lebendfutter taugen sie daher Die Weibchen tragen die Eier unter der
einem Stück Gurke. nur bedingt. Schale oder legen sie an Steinen, Pflanzen
Häufig sieht man Zebra-Muschelkrebse und auf anderen Oberflächen ab. Teilweise
der Gatt ung Tanycypris aus Asien in den vertragen diese Eier sogar Trockenheit. Die
Aquarien, die wahrscheinlich mit im- Eier heimischer Arten können daher auch
portierten Garnelen oder Krebsen in die Teil des Staubes in der Luft sein, wenn das
Aquaristi k eingeschleppt wurden. Muschel- Habitat ausgetrocknet ist und sie durch
den Wind davongetragen werden. So
können sie auch ins Aquarium gelangen,
Foto: Oliver Mengedoht aber natürlich auch mit Aquarienpfl anzen,
Tieren, Deko oder Tümpelfutter kann man
sie sich einschleppen.
Ganz los wird man die Muschelkrebse
nie, aber weil sie nützliche Restefresser
sind, muss das auch gar nicht sein. Ihre
Anzahl lässt sich gut durch eine gezielte
Fütterung des Aquarienbesatzes und durch
eine ordentliche Aquarienhygiene unter
Kontrolle halten.
Ostrakoden und Hüpferlinge an der
Wasserkante.
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