Page 49 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 6/2022
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Die Teilordnung Krabben (Brachyura)
Zu den Echten Krebsen gehören auch die Kurzschwanzkrebse oder Echten Krabben. Da gibt es die Echten Süßwasserkrabben, die
Springkrabben, die Renn- und Winkerkrabben, die Schwimm- und die Landkrabben. Ihr Vorderkörper ist stark verbreitert, der
Schwanz unter den Hinterkörper geklappt. Wenn man den Hinterleib von unten betrachtet, kann man die Geschlechter unter-
scheiden, da er bei den Weibchen länger und viel breiter als bei den Männchen ist.
Krabben haben keine Schwanzfächer und nur ein Paar stark entwickelte Greifarme. Die Scherenfi nger können – wie bei Krebsen
und Garnelen – mit recht auff älligen Zähnen besetzt sein, deren Zahl und Größe nach Art und Geschlecht der Krabben variiert.
Im Übrigen sind die Tiere in der Lage, ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts zu stemmen, vor allem aber zu bewegen. Außerdem
können sie sich mit ihren Beinen in kleinsten Unebenheiten festhalten. Deshalb muss man ihr Aquarium stets perfekt abdecken!
Süßwasserkrabben
Für die Haltung im Aquarium kommen in
erster Linie die Flusskrabben infrage. Sie
stellen nämlich ausschließlich Süßwasser-
formen, die ihren gesamten Lebenszyklus
im Süßwasser durchführen. Sie wandern
also nicht wie Spring- oder Landkrabben
ins Brack- oder Meerwasser ein, um dort
ihre Brut abzusetzen, sondern bleiben im
Süßwasser. Leider werden sie nur selten ein-
geführt, wohl weil sie als Einzelgänger leben
und kaum in größerer Zahl zu fangen sind.
Sie leben übrigens nicht nur in den Tro-
pen, sondern auch im nördlichen Mittel-
meerraum. Fast alle sind gut getarnt, also Die hübsche Kubakrabbe Epilobocera cu-
leider nicht besonders „bunt“, denn viele bensis gehört zu den Süßwasserkrabben.
Feinde wie Vögel und Säugetiere bedrohen
sie von oben. Auch Echte Süßwasserkrab-
ben müssen aber immer Zugang zu einem Aegla platensis wird häufiger aus Uruguay
Landteil haben. und Argentinien eingeführt.
Die Teilordnung Halbkrebse oder Krabbenkrebse (Anomura)
Als vierte Gruppe sind die Krabbenkrebse der Gattung Aegla zu nennen. Diese sind „Laufende Kurzschwanzkrebse“ der Ab-
teilung Mittelkrebse (Anomura; Krebse mit asymmetrischem Schwanz), zu denen auch die Einsiedlerkrebse gehören. Hinter
ihren Scherenarmen zählt man nur drei weitere Lauf oder Schreitbeine, weil man das fünfte Paar nicht sieht: Es ist erheblich
verkürzt und in der Kiemenhöhle versteckt.
Die Aegla besiedeln Südbrasilien, Bolivien, Uruguay, Argentinien und
Chile und umfassen derzeit über 70 verschiedene Arten. Sie errei-
chen nur etwa fünf Zentimeter Panzerbreite und sind flach und breit
gebaut, mit gerundetem Hinterleib. Das kurze Schwanzstück ist unter
den Hinterleib geschlagen.
Die Aegla sind Fließwasserbewohner, die in größeren Kolonien am
Flussgrund ihre Verstecke haben, was die Aquarienhaltung verein-
facht. Untereinander verhalten sie sich nämlich ausgesprochen fried-
lich. Auch sie sind aber gute Kletterkünstler, die gern ausbrechen!
Im Aquarium graben sie sich zeitweise auch schon einmal im Sand
ein. Wegen ihrer Herkunft sollte man ihr Wasser kühl halten (1618
°C sind ideal) und 23 °C möglichst nicht überschreiten. Betragen die Die Aegliden haben ihren kurzen Schwanz unter
Temperaturen längere Zeit 26 °C und mehr, sterben sie. dem Bauch eingeklappt.
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