Page 47 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 6/2022
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Die Teilordnung Großkrebse (Astacidea)
            Die zweite Gruppe unserer Lieblinge stellen die Krebse, womit „Echte Flusskrebse“ gemeint sind, die zur Unterfamilie der Laufen-
            den oder Kriechenden Krebse gehören. Sie haben dicke Panzer, die deutlich schwerer sind als die der Garnelen, und bewegen sich
            in erster Linie am Boden fort.
            Bei ihnen sind die letzten Glieder der ersten drei Schreitbeinpaare zu Scheren umgebildet. Außerdem ist das erste der drei Sche-
            renpaare deutlich vergrößert und der Körper ist immer breiter als hoch. Und: Sie laufen vorwärts, schwimmen aber – und zwar
            mithilfe ihres Schwanzes bzw. ihrer Schwimmfüße – nur rückwärts.
            Bei den Echten Flusskrebsen unterscheidet man drei Familien – und damit drei Formenkreise, die in unterschiedlichem Maße für

            die Aquarienhaltung geeignet sind.



           Da  gibt  es  (1)  die  altwelt-Flusskrebse
           (Astaciden),  denen  die  europäischen   „In Afrika gibt es übrigens
           Krebse angehören. Sie werden kaum im
           ten streng geschützt sind, sodass fast nur  überhaupt keine Echten

           Aquarium gepflegt, weil einheimische Ar-
           Arten infrage kommen, die für die Gastro-
           nomie gezüchtet oder importiert werden.   Krebse, wohl aber Garnelen

           Außerdem brauchen sie eine Winterpause,
           in der die Wassertemperatur je nach Art bis
           weit unter 10 °C absinkt und über einige   und Krabben.“
           Wochen so kalt gehalten wird.
              Die (2) neuwelt-Flusskrebse (Cambari-
           den) stellen mehr als 460 Arten und sind in
           13 Gattungen untergebracht. Sie sind die im


           Hinblick auf ihre Fortpflanzung am höchsten
           spezialisierten Flusskrebse Nordamerikas,
           weil  die  Männchen  kompliziert  gebaute

           Begattungsorgane entwickelt haben.
              Leider können auch diese Spezies nicht
           ständig warm gehalten werden. Außerdem

           gelten fast alle als geschickte Kletterer, die

           häufig aus Aquarien ausbrechen und dann
           vertrocknen. Viele verhalten sich unterei-
           nander ausgesprochen aggressiv und fres-

           sen Pflanzen oder kneifen sie ab. Zudem
           ist  mittlerweile  die  Haltung  zumindest

           einiger Arten verboten, da sie, wenn sie
           entkommen,  die  Fauna  verfälschen  und
           unsere  einheimischen  Krebse  durch  die
           Krebspest bedrohen.
              Für die Aquarienhaltung gut geeignet
           sind die (3) Parastaciden, deren Vertre-
           ter  auf  der  südlichen  Erdhalbkugel  im
           südlichen  Südamerika,  in  Neuseeland,
           Australien/Neuguinea  und  Madagaskar
           beheimatet  sind.  85  Prozent  von  ihnen
           sind  australische  Flusskrebse,  die  häufig

           als  eigene  Familie  (Austroastaciden)  be-
           trachtet werden.                     Astacus astacus ist ein heimischer „Altwelt-Flusskrebs“.



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