Page 27 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 06/2017
P. 27

TITELTHEMA




                  Im März 2003 bot sich mir ein völlig anderes Bild.
                Die Landscha� war weitestgehend verdorrt, die Gräser

                gelbbraun und vertrocknet, die kleineren Flüsse ver-
                siegt und die meisten Restgewässer ausgetrocknet. Die

                Fischgesellscha� ha�e sich in die größeren Flüsse und

                die wenigen Restgewässer zurückgezogen. Letztere
                waren durch die starke Sonneneinstrahlung und den

                meist flachen Wasserstand stark aufgeheizt.
                  In einem recht großen und sehr flachen Restwas-



                sersee fingen wir etliche Schme�erlingsbuntbarsche.
                Größere  Raubsalmler,  die  hier  reichlich  vorkamen,

                ha�en den Fischbestand sicherlich schon dezimiert.
                Es  waren  jedoch  immer  noch  viele  kleinere  Fische   KEIME VERMEIDEN                   Zur Regenzeit sind
                vorhanden. Wir konnten am 23.3. um 11 Uhr an der   Dass Schme�erlingsbuntbarsche unter Aquarienbedin-  die Llanos in Vene-


                �efsten Stelle (etwa 1 m �ef) eine Wassertemperatur   gungen zuweilen recht hinfällig sind, liegt also sicher-  zuela weiträumig


                von 33,4 °C feststellen, an der Oberfläche sogar bis   lich nicht an falschen Wasserparametern. Vielmehr   überschwemmt.

                zu 35,3 °C. Das trübe Gewässer besaß einen pH-Wert   sind sie häufig ausgesprochen anfällig gegen zu viele
                von 6,0 und eine Lei�ähigkeit von 60 µS/cm.   Bakterien im Aquarium. Unter Aquarienbedingungen

                  Für  uns  kaum  zu  glauben  war  der  Fund  eines   erreichen  wir  nie  auch  nur  annähernd  so  niedrige
                Schme�erlingsbuntbarsch-Geleges  am  Ufer  auf  ei-  Keimzahlen wie in der Natur. Für eine erfolgreiche





                nem Falllaubbla� mi�en im wärmsten Bereich dieses   Pflege sind also häufige Wasserwechsel und die Ver-

                Gewässers. Dies sollte für uns aber nicht Anlass sein,   meidung von Stress vermutlich viel wich�ger als die
                die Tiere bei solchen Werten zu pflegen. Andererseits   Beschaffenheit des Wassers.


                konnte  ich  diese  Fische  bislang  nur  in  Wasser  von

                mindestens 28-30 °C finden, ein deutlicher Hinweis   AQUARIENSTÄMME                                              Zeichnung: LaShonda, Pixabay
                darauf, dass diese Art meist zu kühl gepflegt wird. Eine   Verglichen  mit  Wildfängen  sind  die  Aquarienstäm-



                Pflege unter 26 °C, wie sie in vielen Aquarienbüchern   me meist recht groß und präch�g gefärbt. Während   Weibchen eines


                propagiert wird, erscheint mir keineswegs ratsam.   Schme�erlingsbuntbarsche in der Natur fünf Zen�-  Hochzuchtstamms.





































       AQ2017-06_26-30_Schmetterlingsbuntbarsch_Seidel.indd   27                                                     19.10.2017   08:16:06
   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32