Page 31 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2017
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TITELTHEMA




                  Die Fauna der nährstoffarmen Flüsse unterscheidet
                sich sehr von derjenigen der bekannteren Weiß- und
                Klargewässer wie beispielsweise dem Rio Madeira.
                Einige Familien wie die der Echten Antennenwelse, Pi­
                melodidae, fehlen hier nahezu komplett und sind nur
                in sehr geringen Dichten anzutreffen. Das liegt zum
                einen daran, dass hier weniger potenzielle Beutetiere
                leben, die Gesamtdichte an Fischen also niedriger ist,
                aber auch daran, dass Pimelodus und Co. mit ihren
                ausgeprägten und sensiblen Barteln ideal an Gewässer
                mit niedrigerer Sichtweite angepasst sind.

                HEIMAT POPULÄRER ARTEN
                Der Rio Negro ist Heimat für in der Aquaristik bekann­  1
                te Harnischwelse wie Ancistrus dolichopterus (L  183)
                und Hypancistrus inspector (L 102). Aus einem sei­
                ner Zuflüsse, dem Rio Demini, stammen Peckoltia cf.
                braueri, Hypancistrus cf. margaritatus „L 136“ und
                Pseudacanthicus cf. leopardus (L 114). Das sind die
                allseits bekannten Harnischwelse, aber es gibt in den
                Zuflüssen des Rio Negro auch ganz besonders span­
                nende Panzerwelse, wie den heiß begehrten Cory-
                doras parallelus aus dem Río Icana. Der Artname ist
                selbsterklärend, wenn man sich diese Welse einmal
                genauer anschaut. Schon lange gehört C. parallelus
                zu den begehrtesten Panzerwelsen und wird trotz
                regelmäßiger Vermehrung weiterhin nur relativ sel­
                ten und zu hohen Preisen gehandelt. Die schwarzen,
                auf hellem Grund verlaufenden dicken Linien und die   2
                Augenbinde machen ihn für mich zu einem der attrak­
                tivsten Panzerwelse überhaupt.
                  Etwas häufiger anzutreffen ist Corydoras crypticus,
                dessen Vermehrung aber bisher noch Rätsel aufgibt
                und auf sich warten lässt. Die Art stammt aus dem
                oberen Einzugsgebiet des Rio Negro, wo sie in einem
                Zufluss des Rio Miua verbreitet ist. Erst kürzlich habe
                ich diese Art selber in Pflege genommen. Seitdem ich
                die Gruppe in enthärtetem und angesäuertem Wasser
                pflege, ist der Farbkontrast ihrer Zeichnung auf seinem
                Hochpunkt angelangt und die Welse leuchten, wenn
                sie durch das bräunliche Wasser gleiten.
                  Eine  Veränderung  des  pH-Werts  empfiehlt  sich
                auch, wenn man Corydoras serratus aus dem Rio Po­  3
                ranga, einem Zufluss des oberen Rio Negro, vermeh­
                ren möchte. Robert Budrovcan war einer der Ersten,
                der diese Art erfolgreich vermehrte, und er erzählte   1  Corydoras paralle lus kommt im Río Icana vor. Seinen Na men verdankt
                mir, dass man diese relativ aggressiven Langschnäuzer   er der parallel verlaufenden Körperzeichnung an den Flanken.  2  Pseu-
                am besten bei einem pH-Wert von 6 und geringer   dacanthicus cf. leopardus stammt aus dem Rio Demini.  3  Peckoltia cf.
                Leitfähigkeit  von  100  µS/cm  pflegt.  Er  stattete  das   braueri sind plakativ gezeichnet und haben eine wunderschöne ockerfarbe-
                Becken  mit  reichlich  Laub  aus  und  ohne  separate   ne Grundfarbe.



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