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Systematisch werden die Cephalopoden in zwei Unterklassen eingeordnet:        linke Seite:
1.	 Tetrabranchiata (Alt-Cephalopoden) mit ursprünglich vielen Arten, die     Kraken sind verspielte
                                                                              Zeitgenossen.
   bis auf das Perlboot (Nautilus) ausgestorben sind.
2.	Coleoidea (Dibranchiata, Tintenfische).                                    Foto: Hannes Kirchhauser

   Auffallend ist die Geschicklichkeit der Kopffüßer. So können Kraken den    Blauring-Kraken sind
Weg durch ein Labyrinth finden und verschlossene Gläser öffnen. Erstaun-      durch Tetrodotoxin
lich ist auch ihre Fähigkeit, sich mit Körperfarbe und Gestalt ausgezeichnet  stark giftig.
an ihre Umgebung anzugleichen. Einige klein bleibende Arten, wie zum
Beispiel die aus der Gattung der Blauringkraken (Hapalochlaena), sind so      Foto: Jürgen Pfleiderer
giftig, dass ihr Biss einen Menschen innerhalb von kurzer Zeit töten kann.
Das als Maculotoxin oder Tetrodoxin bezeichnete Gift, das man auch vom
Kugelfisch kennt (Mebs 2000), wird zur Verteidigung sehr wirkungsvoll
eingesetzt. Das Gift wird von den kleinen farbenprächtigen Tintenfischen
nicht selbst produziert, sie kultivieren in ihren Speicheldrüsen Bakterien,
die ihnen das Toxin liefern (Norman 2000).

   Zu den Kopffüßern gehören die größten im Meer lebenden Wirbellosen,
die Riesenkalmare aus der Familie Architeuthidae. Norman (2000) berich-
tet, dass man Exemplare von 18 m Länge gefunden hat, die ein Gewicht
von 250 kg auf die Waage brachten. Da es sich um Tiere der Tiefsee han-
delt, ist über ihre Verbreitung, ihre Biologie und ihr Verhalten kaum etwas
bekannt, in ihrem natürlichen Lebensraum hat man sie bis jetzt noch nicht
beobachten können.

Besonderheiten des Körperbaus

   Die Kopffüßer gelten allgemein als raschwüchsig und dabei kurzlebig.
So erreicht die Mehrzahl der bisher untersuchten Arten nur eine Lebens-
dauer von nicht mehr als zwei Jahren. Ausnahmen bilden die in polaren
Gewässern lebenden Arten und die urtümlichen Nautilus aus der Unter-
klasse Nautiloidea, die circa 20 Jahre leben können.

   Die meisten der heute lebenden Kopffüßer haben keine voll ausgebilde-
ten Schalen wie die übrigen Weichtiere. Nur die fünf urtümlichen Arten
aus der Familie Nautilidae schwimmen, wie bereits seit etwa 380 Millionen
Jahren, mit einer dauerhaften Schale durch den ostindischen und westpa-
zifischen Ozean. Die Schalen der übrigen Cephalopoden sind mehr oder
weniger stark reduziert.

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