Page 70 - Dähne Corporate Publishing - Leseprobe Gardena
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Die katastrophalen Lohn- und Arbeits-
verhältnisse führten im 18. und 19.
Jahrhundert zu zahlreichen Weberauf-
ständen, so in Augsburg 1784/85 und
Heimarbeit in Schlesien 1844.
Die Zahl der Heimar-
beiter in Deutschland
wird für 2008 auf
rund 4,4 Millionen ge-
schätzt. Aufgrund der
Wirtschaftskrise sinkt
danach die Zahl aber
stark.
streckt, so dass die Herstellungsspitzen nicht ganz so „Wer schafft, sündigt nicht.“ Das schafft tatsächlich vor
durchschlagen. der Haustür Gardenas ein Heer von Arbeitswilligen, die
Heimarbeit lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurück- das Unternehmen schon in seiner Firmenfrühphase für
verfolgen; ihr Ursprung liegt also weit vor dem Zeitalter sich saisonal und schwerpunktmäßig einsetzen kann.
der großindustriellen Fertigung. Heimarbeit bedeutete Vor allem für das Überziehen des O-Ringes beim Ori-
damals in der Regel Frauenarbeit und Armut. Klassische ginal Gardena System ist händische Arbeit notwendig.
Tätigkeiten, die zuhause ausgeführt wurden, waren Spit- Roland Sauer erinnert sich, dass bis in die 1980er-Jah-
zenklöppelei, die Streichholzproduktion, Spielzeugher- re hinein ein Großteil der O-Ringe so in Werkstätten be-
stellung, Weber- und Näharbeiten. ziehungsweise in Heimarbeit in die Schlauchkupplung
Auf der Schwäbischen Alb, so heißt es, „wachset eingebaut wird. Erst Mitte der 1980er-Jahre wird dafür
mehr Schtoiner als Grombira“ (Steine als Kartoffeln). Die eine maschinelle Lösung gefunden. In dieser Zeit nimmt
ländliche Armut führt dazu, dass in vielen Häusern seit die Anzahl der Heimarbeiter immer mehr ab, am Schluss
dem 18. Jahrhundert Heimarbeit eine Selbstverständ- sind es, so Ulrich Rettinger, Personalchef von Gardena,
lichkeit ist. Außerdem gilt der protestantische Grundsatz: noch rund zehn Personen.
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