Page 64 - terraristik Ausgabe 1/2013
P. 64
AUS DER PRAXIS
Bartagame „Lisa“ entwickelte sich
deutlich schlechter und war weniger
aktiv als Partnertier „Speedy“, weswe-
gen die Halter beim reptilienkundigen
Tierarzt vorstellig wurden. Zu Beginn
waren beide gleich groß und aktiv, al-
lerdings wurde „Lisa“ immer ruhiger,
lag fast den ganzen Tag reglos in einer
Höhle und fraß nur noch sporadisch.
Auch beim Untersuchungstermin
machte „Speedy“ einen aktiven, neu-
gierigen Eindruck, während „Lisa“ die
ganze Zeit mit geschlossenen Augen
auf dem Boden der Box lag. Erst allei-
ne auf der Hand wurde sie schließlich
aktiv und schaute sich aufmerksam
um. Sie war deutlich kleiner, relativ
mager und wies am Kopf eine alte
Bissverletzung auf. Eine apathische, kranke Bartagame.
In der Praxis werden sehr häufig
Bartagamen mit dem Vorbericht „das dern auch die Aufnahme eines ausführ-
Tier kümmert, während es allen ande- lichen Vorberichtes und mitunter weiter-
ren gut geht“ vorgestellt. Allein anhand führende Untersuchungen.
dieser Information kann ein Tierarzt Tiere, die unter Infektionen leiden,
keine Diagnose stellen, da es sich um sind in aller Regel dauernd apathisch
ein sehr allgemeines Problem handelt, und der Allgemeinzustand verschlech-
das viele Ursachen haben kann, welche tert sich immer weiter. „Lisa“ wurde
von bakteriellen, viralen und parasitä- aber auf der Hand plötzlich aktiv und
ren Infektionen über Verstopfungen, machte dann einen guten, aufmerksa-
Stoffwechselstörungen, Eiablageproble- men Eindruck, was gegen eine solche
men bis hin zu innerartlichen Aggressi- Ursache sprach. Gängige Parasiten Deutlicher Größenunterschied bei
onen reichen können. Daher ist nicht konnten anhand der Kotuntersuchung gleich alten Bartagamen, bedingt
nur die Untersuchung erforderlich, son- ausgeschlossen werden. durch innerartliche Aggression.
64 terraristik 1|2013