Page 123 - diy Fachmagazin Ausgabe Sonderheft 08/2022
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Dr. Joachim Bengelsdorf und Rainer Strnad, der ehemalige und
der neue Chefredakteur der Fachzeitschrift diy, im halb-
privaten Gespräch über ihre Berufserfahrungen und die Heim-
werker- und Gartenbranche sowie über Unternehmensstrategie
in Krisenzeiten.
Rainer Strnad: JoJo, wie ist Deine Student als Fahrer bei einem Bau- Bengelsdorf: Jetzt mal ehrlich: Gibt
momentane Gefühlslage? stoffhändler Geld verdient, das es einen Bereich, der Dir beson-
lag damals aber auch schon 30 ders am Herzen liegt?
Joachim Bengelsdorf: So kurz Jahre zurück. Ich kam von einer
vor Rentenbeginn? Na ja, schon Tageszeitung, kannte den Stress, Strnad: Im Laufe der Zeit habe ich
leicht sentimental, was ich so jeden Tag ein neues Blatt heraus- tatsächlich meine grüne Seele
nicht erwartet habe. Aber ich bringen zu müssen. Aber DIY, die entdeckt. Die Branche ist groß,
denke, das darf es auch sein, Fachzeitschrift diy? Was ist das? aber dennoch übersichtlich; sie
wenn Sentimentalität nicht das Und dann rief gleich am vierten ist vielschichtig, hat aber auch
vorherrschende Gefühl ist. Dazu Tag, es war ein Freitag und kurz große Player; und sie wird von
kommen Zufriedenheit, etwas Stolz vor Feierabend, Manfred Maus an: zahlreichen interessanten Per-
und Zuversicht, was die Zukunft „Sie sind neu beim Dähne Verlag? sönlichkeiten geprägt. Nähe und
des Verlages angeht. Wer sind Sie, was können Sie?“ Distanz zugleich – das finde ich
Aber wie geht es denn Dir so Ich wusste ja schon, wer das war, spannend. Aber: Auch die na-
unmittelbar vor dem Antritt meiner also stand ich gefühlt am Telefon tionale und internationale DIY-
Nachfolge? stramm. Branche als Ganzes sowie die
Wie lief denn Dein Start beim digitalen Welten unserer Branche
Strnad: Schon etwas angespannt, Dähne Verlag? und des Verlags finde ich absolut
denn ich übernehme eine for- reizvoll. Eine richtige Wertung fällt
dernde Aufgabe. Aber auch mit Strnad: Ich kannte die Branche mir deshalb schwer.
der Gewissheit, dass ich gut vor- schon etwas, als ich im Januar Dein Beginn beim Verlag
bereitet bin, denn schließlich kenne 2001 hier anfing, hatte ich doch dürfte auch ganz schön stressig
ich den Verlag und die Branche bei einer Agentur die Hagebau mit- gewesen sein, oder?
ja auch schon seit einigen Jahr- betreut. Klar, ich war aufgeregt. Ich
zehnten. Und: Ich kann mit hoch- war beim Dähne Verlag gleich für Bengelsdorf: Ich fing in Ettlingen
kompetenten Kollegen zusam- den zwar bereits bestehenden, aber an und befand mich quasi von Be-
menarbeiten und finde darüber doch im Umbau begriffenen digitalen ginn an in einer Art Krisenmodus.
hinaus ein gut präpariertes Feld redaktionellen Auftritt zuständig. Das Die deutsche Sonderkonjunktur
vor – auch dank Deiner Arbeit. war und ist für einen relativ kleinen infolge der Wiedervereinigung
Also: Mir ist nicht bange! Verlag wie den unseren eine Riesen- brach abrupt ab, die Anzeigen
leistung. Inzwischen haben wir drei gingen rapide zurück und auch
Bengelsdorf: Als ich Mitte Juni komplette digitale Relaunches hin- das Ausland machte Druck – und
1999 im Dähne Verlag anfing, gelegt und unsere nationalen und ich als Greenhorn mitten drin. Un-
hatte ich überhaupt keine Ahnung internationalen Informationsportale sere größten Messen, die Internati-
von der DIY-Branche. Ja, ich hatte sind für die Branche unverzichtbar. onale Eisenwarenmesse EWM und
mal als Zimmermann gearbeitet 2005 kam dann die Verantwortung die Spoga+Gafa in Köln, schwä-
und in meiner Heimatregion an für das Gartensortiment hinzu, im chelten. Man darf nicht vergessen,
zahlreichen Renovierungen und Jahr 2010 dann noch für DIY In- dass die vier diy-Ausgaben im Um-
Neubauten mitgewirkt, hatte als ternational. feld dieser beiden Messen damals
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