Page 6 - 50 Jahre Obi - diy-Sonderbeilage 12/2020
P. 6
Obi-Standorte, fünf Jahre später waren es dann dernes Controlling ein, entließ Mitarbeiter. 1985
76, die Umsätze schnellten von 37,1 (1975) auf ging deshalb als „annus horribilis“ (Schreckens-
über 296 Millionen Mark (1980). jahr) in die Obi-Geschichte ein.
Gleichzeitig mit der frühen Expansion ordnete In diesen Jahren entdeckte Obi für sich aber
man die Beteiligungsverhältnisse neu. Manfred auch ein neues Spielfeld, nämlich die Radio- und
Maus „erkämpfte“ sich neben Emil Lux seine Un- Fernsehwerbung. Es fing mit zuerst noch regiona-
ternehmensbeteiligungen, man arbeitete am Er- ler „Funkwerbung“ im Jahr 1977 an, im Jahr
scheinungsbild der Märkte, auch an der Werbung 1979 folgten dann die erste Bandenwerbung bei
und richtete zum Beispiel neue Strukturen für die Sportveranstaltungen und 1987 dann die erste
Franchisenehmer ein. Weiterhin wurde das Kon- eigenständige TV-Werbung in der ARD. Der Claim
zept der Gartenparadiese als grüner Appendix „Obi – ein Dutzend Fachgeschäfte in einem“ blieb
der Männerwelt Baumarkt gerade und speziell für dabei weniger hängen als der die einzelnen Spots
die weibliche Kundschaft entwickelt. Gleichzeitig immer abschließende Slogan „… oder bei Obi“.
wurde Obi mit seinen zum Teil unter- und mitein- Und wer kennt nicht einige der TV-Sprüche, die im
ander beteiligten Standorten sowie mit seinen Laufe der Jahrzehnte uns aus dem Fernseher ent-
Teil-Franchiselösungen (die Zentrale hält Anteile) gegenschallten: „Wie wo was weiß Obi“ oder „Al-
aber selbst für die Mitarbeiter in der Wermelskir- les bei Obi“, um nur zwei zu nennen?
chener Zentrale immer undurchschaubarer. So 1990 ging es dann ins Ausland – ins deutsche
wurde zwischenzeitlich einmal sogar unter ande- Ausland. Durch den Prozess der deutschen Wie-
rem die Beteiligungsstruktur zum besseren Ver- dervereinigung kam schlagartig ein neuer, jung-
ständnis auf ein riesiges Bettlaken gemalt. fräulicher Markt hinzu. Ein Drittel der Wohnungen
Der Horizont schien am Anfang der 1980er- in der (bald ehemaligen) DDR war 1990 älter als
Jahre grenzenlos und Hybris schwenkte im Hin- 70 Jahre. Gleichzeitig bezeichneten sich 56 Pro-
tergrund seine Fahnen. Ein Projekt in Braun- zent der ostdeutschen Männer als „passionierte
schweig („Grüner Löwe“), ein Lieblingsprojekt ei- Heimwerker“. Man wolle im Gegensatz zu ande-
nes eigentlich für die EDV zuständigen Obi-Ge- ren „keine schnelle Mark machen“, versprach da-
schäftsführers und Mitgesellschafters, sollte als mals Manfred Maus und erntete für diesen Satz
mehrgeschossiger Innenstadtbaumarkt als zu- prompt Kritik von den Wettbewerbern. Noch we-
kunftsfähiges Format Geld und Prestige bringen, nige Wochen vor der offiziellen Wiedervereini-
doch in Wirklichkeit kostete es Millionen – und gung machte in Erfurt am 15. September 1990
das über Jahre. Obi, durch die rasche und andau- der erste ostdeutsche Obi-Markt auf. Noch 1990
ernde Expansion finanziell eh ständig unter erfolgte mehr als ein Viertel der Neueröffnungen
Stress, brauchte Hilfe von außen. Und was lange deutscher Baumarktbetreiber auf ostdeutschem
Zeit als undenkbar galt, wurde Wirklichkeit: Ten- Gebiet, 1992 waren es über 55 Prozent. Die Um-
gelmann stieg 1985 ein und schoss ordentlich sätze schnellten nach oben, die Baumärkte fuh-
Geld in die LBM (Anfangsbuchstaben der drei Ge- ren in Deutschland – wie andere Handelsformate
sellschafter), dem Mehrheitsgesellschafter der auch – eine Sonderkonjunktur ohne Gleichen.
DHH, rein. Die DHH (Deutsche Heimwerkermarkt Der sich ausbildende und immer mehr eine ei-
Holding) fungierte als Dachgesellschaft der gene Gestalt gebende europäische Binnenmarkt
Obi-Unternehmensgruppe. Und Tengelmann lenkte den Blick der Obianer zeitgleich auch ins
6 räumte bei Obi zuerst einmal auf, führte ein mo- Ausland. Bauhaus war bereits seit 1972 in Öster-
DIY2020-12_OBI_Sonderbeilage.indb 6 12.11.2020 15:14:35
201103__decotric_Anz_OBI_Jubi.indd 1