Page 23 - 50 Jahre Obi - diy-Sonderbeilage 12/2020
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50 Jahre Obi
worden (Harald Lux verzeihe mir, dass ich ihn trotz 20 Jahren hatte ich mit beiden zahlreiche Treffen,
seiner unzweifelhaft großen Verdienste für Obi Gespräche und Interviews, traf sie häufig auf
nicht mit berücksichtige), nämlich von Manfred Kongressen und bei Presseterminen, telefonierte
Maus und Sergio Giroldi. Allein dieser lange Zeit- und mailte mit ihnen. Zur Recherche für das Jubi-
raum ist für ein Unternehmen von dieser Größe er- läumsbuch „50 Jahre Obi – Eine Reise durch das
staunlich und erwähnenswert. Wer würde bestrei- Obi-Wunderland“ wurden die Kontakte noch ein-
ten, dass beide Obi maßgebliche Impulse gegeben mal intensiviert. Zig Stunden Tonmitschnitte unse-
haben? Manfred Maus als Gründer und Obi-Chef rer Gespräche waren die Folge.
über 30 Jahre, Sergio Giroldi als Erneuerer und Und je mehr ich die Chance hatte, Maus und
CEO über aktuell 17 Jahre (ein paar Jahre werden Giroldi noch näher kennenzulernen, desto mehr
wohl noch dazu kommen). kamen mir Zweifel: Sind beide wirklich so voll-
Die Bilder beider Personen in der Öffentlichkeit kommen voneinander verschieden? Natürlich:
sind jedoch vollkommen verschieden. Da der Hier Manfred Maus als Südbadener, geboren
scheinbar stets joviale, kommunikationsstarke 1935 in Gottmadingen im Hegau, der frühzeitig
und immer von Ideen sprudelnde Unternehmens- bereit ist, als Anteilseigener bei Lux auch unter-
gründer, dort der eher sachliche, strategisch ori- nehmerisch tätig zu sein, dort Sergio Giroldi, der
entierte und etwas distanziert auftretende Nach- 1955, also rund 20 Jahre später, im norditalieni-
folger. Doch werden diese Phänotypen der bei- schen Ghemme das Licht der Welt erblickte und
den Personen ihnen auch tatsächlich gerecht? der als Manager über Campari zu Obi kam. Auf
Ich habe mit Maus und Giroldi praktisch seit der einen Seite Maus, sozialisiert in der
meinem journalistischen Einstieg in die Bau- deutsch-schweizerischen Grenzregion mit direk-
marktbranche zu tun. In den vergangenen über ter Anbindung zum größten See Deutschlands,
dem Bodensee, und den dortigen Weinen sowie
mit seinen Kindheitserinnerungen an den Zweiten
Weltkrieg, auf der anderen Seite Giroldi, geprägt
vom „miracolo economico“ (Wirtschaftswunder,
das Italien ebenso erlebte wie Deutschland) und
von der Region Piemont, die ja auch eine Weinre-
gion ist und wo die Distanz zum Lago di Garda
(Gardasee), dem größten See Italiens, geringer
ist als nach Mailand.
Manfred Maus entscheidet sich, Mitte der
1950er-Jahre nach einer Ausbildung in einer Ei-
senwarenhandlung in Wuppertal Betriebswirt-
schaft zu studieren. Sergio Giroldi studiert
Bauingenieurswesen. Beide wachsen in einem
katholisch geprägten Umfeld auf, beide sind gläu-
big, Maus trägt seinen Glauben aber stärker nach
außen als Giroldi, Maus präsentiert sich als ein
Sergio Giroldi auf dem Global DIY Summit 2017 katholischer Unternehmer, ein Gedanke, auf den
in Berlin. Giroldi nie käme. 23
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