Page 15 - diy Fachmagazin Ausgabe 09/2020

stationärer Handel wollen diese Weitz: Ich gehe schon davon
Kunden regional auf allen Kanä­ aus, dass sich das niederschla­
len erreichen. Denn die Corona­ gen wird, auch gehaltsmäßig.
Krise hat gezeigt: Regionalität Wir haben zum Beispiel auch
hat einen gewissen Wert. eine Sonderzahlung veranlasst.
Von Kundenseite ist auch eine
Wird sich der stationäre gewisse höhere Wertschätzung
Handel wegen des Drucks der zu spüren. Nur ist es natürlich die
Digitalisierung, aber auch Frage, ob und wie lange das hält.
wegen des veränderten Kauf-
verhaltens neuer Kunden- Brandt: Ich finde schon, dass
gruppen stärker und schneller man höflicher und respektvoller Jörg Kronenberg: „Stabilität und
Liquidität standen im Mittelpunkt
wandeln müssen? miteinander umgeht. Finanzen während des Höhepunkts der
sind wichtig, aber noch wichti­ Corona-Krise.“
Kronenberg: Das sind genau die ger ist zuerst einmal, dass man
Chancen, die wir am Markt auch merkt, dass man mit Menschen meisten Probleme schnell besei­
umsetzen müssen. Es muss uns zu tun hat. tigen. Noch ein Wort zu unseren
gelingen, die Ansprache auch Gesellschaftern: Wir haben na­
zielgruppengerecht hinzukrie­ Kronenberg: Bei uns in der Zen­ türlich auch mit denen über das
gen. Da sind wir schon bei den trale stand im Vordergrund, die Thema Liquidität gesprochen,
beiden neuen Märkten von Herrn Stabilität und Liquidität unserer saßen bei Bankgesprächen mit
Weitz. Es macht einfach Spaß, Kunden, also unserer Gesell­ am Tisch. Tatsächlich ist aber
diese Märkte zu betreten. Die schafter, sicherzustellen. Wir keines unserer Häuser in Schief­
neuen, meist jungen Zielgruppen, haben in Lage nur ganz kurz lage geraten, wir haben keinen
müssen sich auch abgeholt füh­ auf Kurzarbeit umgestellt, in Gesellschafter verloren.
len, auf Augenhöhe. den Standorten haben wir oft
Schichtbetrieb eingeführt, so Gab es irgendwann Liefer-
Weitz: Wir müssen das Einkau­ dass die unterschiedlichen Grup­ engpässe?
fen zum Erlebnis machen. Und pen keinen Kontakt untereinan­
wenn ich dann noch jemanden der hatten. Brandt: Ja, das ist leider so,
finde, der als Verkäufer fachlich teilweise bis heute. Wenn man
in der Lage ist, kompetent eine Wie war die Strategie von sich mit den Lieferanten unter­
Maschine zu erklären, dann Bauvista gegenüber den hält, dann versteht man zum Teil
habe ich gewonnen. Wir hatten Lieferanten? auch, warum. Es waren diesel­
immer schon den Anspruch, in ben Probleme, die alle anderen
jeder Abteilung Fachkompetenz Kronenberg: Wir hatten durch­ auch hatten. Es waren dabei zu­
zu bieten. Das ist aber nicht im­ aus auch Lieferanten ange­ erst einmal Waren, die importiert
mer ganz so einfach, weshalb schrieben und zum Beispiel über werden mussten – meistens aus
wir massiv selbst ausbilden. Valuta gesprochen. Wir haben China. China war zu, dann brach
Und dann muss ja zu dieser aber schnell gemerkt, dass das die Logistik zusammen: wo wa­
Fachkompetenz noch die ver­ eigentlich gar kein so wichtiges ren die Schiffe, wo die Contai­
käuferische Kompetenz hinzu­ Thema war. Zu Beginn der Co­ ner? Dann stand hier alles. Man
kommen. rona­Krise haben auch wir bin­ merkt einfach, wie schnell es in
nen weniger Stunden bestimmte einer globalisierten Welt pas­
Glauben Sie, dass durch Entscheidungen fällen müssen, sieren kann, dass es klemmt.
Corona die Wertschätzung die sich dann bald als gar nicht Wir hatten beispielsweise einen
der Leistung des Verkaufs- so drängend herausgestellt ha­ Poollieferanten, der lieferte den
personals von Kunden- und ben. Wenn man mit den Lieferan­ Pool, aber die Leiter kam aus
von Arbeitgeberseite steigt? ten spricht, dann lassen sich die Frankreich – und die fehlte. n

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