Page 51 - diy Ausgabe 01/2020

Garten
Die Mädels machen Markt
Die Gardengirls haben die Calluna vulgaris zu Deutschlands
wichtigster Beet- und Balkonpflanze gemacht. Und stetig
kommen neue Kolleginnen und Konzepte hinzu.
Die Sunset-Girls haben farbiges
Laub und keine oder unscheinbare
Knospen.
Diese Pflanze hat schon eine
richtige Historie hinter sich: Im
November 1974 begann der Am­
merländer Baumschuler Kurt Kra­
mer mit der Züchtung winterhar­
ter Heidearten. Erste Erfolge stell­
ten sich mit der Einführung der
Erica x darleyensis ein – am be­
kanntesten ist die Sorte ‘Kramers
Rote‘ aus dem Jahr 1984. Bei Cal­
luna ging es am Anfang langsa­
mer. Die ersten Sorten waren ‘Ara­
bella‘ und ‘Stefanie‘. Erica carnea
und Daboecia cantabrica folgten.
Die Leidenschaft für die Züch­
tungsarbeit wurde mit der Pro­
duktion von bis zu 350.000 Hei­
depflanzen finanziert. Ab 1981
arbeitete Kurt Kramer wieder an
Calluna vulgaris und machte die
Knospenblüher zu einer markt­
fähigen Pflanze. 1997 wurden
dann diese Sorten unter der Dach­
diy 1|2020
Heidezüchtung Kramer Anbieter
Knospenzwerge mit hängenden Trieben: Die Rasta-Girls.
marke Gardengirls beworben und
vermarktet. Heute ist Calluna vul­ girls auch in die Zukunft führen.
garis in Deutschland die wich­
tigste Beet- und Balkonpflanze.
Inzwischen sind darun­
ter über 60 Sorten im Handel.
Wenn zwei Sorten in einem Topf
kultiviert werden, wird die Marke
Twingirls genutzt, entsprechend
sind so auch Trio-, Quattro- und
Quinto-Girls entstanden. Alle
Sorten unterliegen dem Sorten­
schutz.
Seit 2006 arbeitet Kramer in
der Züchtung eng mit den Züch­
terkollegen Helmut Hiedl, Jo­
hannes van Leuven und Horst
Marohn zusammen. Ihre Sorten
werden seitdem ebenfalls unter
der Marke Gardengirls vermark­
tet. Diese Konstellation sorgt für neue Konzepte eingeführt. Die
eine unerreichte Vielfalt und In­
spiration auch aus den unter­
schiedlichen Anbauregionen,
sind die vier Kollegen überzeugt.
Sie werden als Gesellschafter ei­
ner neu gegründeten Züchtungs­
gesellschaft die Marke Garden­
Produziert werden die Gar­
dengirls von 175 Familienbe­
trieben in Deutschland. Dazu
kommen noch einmal so viele
Gärtner im benachbarten euro­
päischen Ausland.
Seit mehr als zehn Jahren
wird das Marketing systema­
tisch ausgeweitet. Dazu zählt die
in der Branche einzigartige Ra­
diowerbung seit 2012 in mittler­
weile zwölf Bundesländern auf
22 Sendern, eine praxisnahe An­
zeigenkampagne für den Konsu­
menten, Beratungstage in Garten­
märkten und ein umfangreiches
Programm an Werbemitteln.
Im Jahr 2019 wurden zwei
Sunset-Girls sind die Sorten mit
farbigem Laub ohne oder mit
sehr unscheinbaren Knospen.
Dank der silbrig-laubigen ‘Zilly‘
gibt es nun zahlreiche Farb­
spiele.
Und die Knospenzwerge mit
den hängenden Trieben werden
nun als Rasta Girls vermarktet.
Es gibt auch Trio-Girls mit einer
hängenden und zwei aufrechten
Sorten.
Außerdem werden Garden­
girls-Kombis angeboten, also
Calluna zusammengepflanzt
beispielsweise mit Gräsern, Erica
arborea, Muehlenbeckia, Caloce­
phalus, Heuchera, Ajuga und
anderen Pflanzen. Diese Minia­
turgärten sind bei Gartenmarkt-
Kunden sehr beliebt, weiß das
Marketing. Denn der Konsument
kann die Schalen und Balkon­
kästen einfach mitnehmen, ohne
dass er sich Gedanken über Farb­
kombinationen oder die Hände
schmutzig machen muss.
Ein wichtiger Gesichtspunkt
in der Markenführung ist die
Produktion nach nachhaltigen,
umweltfreundlichen und res­
sourcenschonenden Methoden.
Einige Betriebe nutzen bereits
torffreie oder torfreduzierte Sub­
strate, produzieren in Töpfen aus
recycelten und recycling-fähigen
Materialien und verwenden plas­
tikfreie Trays. Das nächste Pro­
jekt sind nun Etiketten aus alter­
nativen Materialien. n
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