Page 16 - Caridina Ausgabe 1/2018
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TITELTHEMA
Der wohl berü hmteste Bahnhof
der Garnelenliebhaber: Rozella.
in erbärmlichem Zustand: Im verdreckten
Wasser schwimmen zwischen Abfällen gro-
ße Schwärme von Tilapien und anderen
ausgesetzten Fischarten wie riesige süd-
amerikanische Harnischwelse, die Ufer sind
durchgehend mit Drahtkäfigen befestigt –
ein trauriger Anblick. Gott sei Dank konn-
ten wir genetisch idente Populationen von
C. simoni auch in Fließgewässern in der
Umgebung finden, in der Typuslokalität
werden Garnelen wohl kaum länger über-
leben können.
AUF INS HOCHLAND
Von Kandy aus führt unser Weg ins zentra-
le Hochland, wo seit der britischen Koloni-
alzeit ausgedehnte Teeplantagen angelegt
wurden. Auf fast 2.000 Meter Seehöhe
ist es um ca. 20 Grad kühler als unten am
Die beiden Populationen unterscheiden Meer. Tropische Vegetation musste hier
sich auch leicht in der Eigröße, morpho- über weite Flächen den Teesträuchern
logisch oder genetisch können sie aber Platz machen. Dort, wo das Gelände zu
nicht getrennt werden. steil oder sumpfig zum Anbau von Tee ist,
Die nächste Station unserer Rundreise haben sich aber noch Reste von unberühr-
stellt die alte Königsstadt Kandy dar, de- ter Natur halten können. Eine interessante
ren Tempelanlage eine der wichtigsten Stelle finden wir nur wenige Meter vom
Heiligtümer des Buddhismus ist. Leider Bahnhof in Rozella, ein Ort, welchen außer
ist der künstlich angelegte See neben der Garnelenspezialisten wohl kaum Touristen
Tempelanlage, in welchem die Typusexem- besuchen dürften.
plare von C. simoni gesammelt wurden, Ein winziges Bächlein plätschert hier
steil und über mehrere Wasserfälle hi-
nunter in einen breiteren Bach im Hochtal.
Nur auf wenigen Hundert Metern Bachlän-
Foto: jusch, Pixabay ge lebt hier eine kleine Zwerggarnele, die
sonst in keinem anderen Bach der Insel
zu finden ist, Lancaris kumariae. Aufgrund
dieses extrem kleinen Lebensraumes, wel-
cher in der unmittelbaren Nähe von land-
wirtschaftlich genutztem Gebiet liegt, wird
diese Art von der IUCN als vom Ausster-
ben bedroht (CR) eingestuft. Ein einziger
Einsatz von Pestiziden oder eine größere
Ableitung von Wasser aus dem kleinen
Bach könnte das Aussterben dieser Art
Foto: Ama_Dam_Vila, Pixabay in kaltem Wasser, die Temperatur liegt
bewirken.
Die kleine bräunliche Garnele lebt hier
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