Page 15 - Caridina Ausgabe 3/2016
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TITELTHEMA
klüfteten Rinde verstecken können. Dazu muss man
wissen, dass das Wachstum der Garnelen nur durch
Häutungen möglich ist, die bei Jungtieren in kurzen
Zeitabständen, bei älteren Exemplaren immer seltener
vorkommen. Sie streifen den zu eng gewordenen Pan-
zer ab und ersetzen gleichzeitig verloren gegangene
Gliedmaßen, wenn auch zunächst etwas kleiner. Da
die Tiere nach der Häutung anfangs hilflos und „weich“
sind, sodass sie für größere Fische oder Artgenossen 1
eine leichte Beute wären, halten sie sich meist einige
Zeit versteckt, bis der neue Panzer ausgehärtet ist.
Die Kletterkünste der Garnelen sind bewunderns-
wert – und wo die Beine nicht greifen, bewegen sie
sich mithilfe der „Schwimmfüße“ vorwärts, die sich
unter dem Hinterleib befinden. Kleinere Arten schwe-
ben auf diese Weise selbst an den glatten Glaswänden
des Aquariums hoch und manche – wir sprechen von
„Schwebegarnelen“ – halten sich gar im freien Was-
ser auf. Erschrecken die Garnelen oder müssen sie
fliehen, schnellen sie unvermittelt nach rückwärts (!)
davon, um sich mit blitzschnellen Zickzacksprüngen in
Sicherheit zu bringen. Dabei kann es vorkommen, dass
sie über die Wasserlinie hinausschnellen und – wenn
das Aquarium nicht perfekt abgedeckt ist – außerhalb 2
des Beckens landen und vertrocknen.
Insbesondere Arten mit einer verdickten Sche-
renhand halten sich tagsüber fast ständig unter Holz
oder in Steinhöhlen versteckt auf und sind nur zur
Fütterung oder am Abend zu sehen, während andere
zwar substratgebunden leben, aber tagaktiv sind und
ständig – völlig ohne Scheu – überall im Aquarium
herumklettern, um nach Fressbarem zu suchen.
ALLESFRESSER
Großarmgarnelen sind in erster Linie Aasfresser, die
sich in der Natur weitgehend von totem tierischem,
aber auch verrottendem pflanzlichem Material und
Algen ernähren. Einige Arten können allerdings im
Aquarium kleine Fische aus dem freien Wasser fangen 3
oder fressen sie nachts (an), wenn sie an Substrat
1 Die Arme und ihre Glieder können artspezifisch
länger oder kürzer sein. Als Beispiel soll hier M. hete-
rochirus dienen. 2 Macrobrachium mirabile ist eine
Schwimmgarnele mit langen Schwimmfüßen. Auffällig
ist auch das konvexe Rostrum. 3 Eine Macrobrachi-
um carcinus in Honduras im natürlichen Lebensraum.
4 Manche Garnelen – hier M. dayanum „blau“ –
sind spektakulär gefärbt. 4
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