Page 43 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 2/2023
P. 43
Netz gefangenen und verhedderten Fische als leichte
Beute, weshalb diese Fische teilweise angeknabbert
waren: Mal waren es nur die Flossen, die Bissspuren
hatten, mal fehlte der halbe Fisch, auch wenn es selbst
ein Piranha war. Es war also wirklich Vorsicht geboten
beim Leeren der Netze.
Sechs ganze Tage war das unsere Aufgabe. Mal gab‘s
mehr Piranhas, mal weniger, mal einen Pfauenaugen-
buntbarsch und hin und wieder auch von allen Fischen
die Jungfische in der Uferregion. Alle Tiere wurden
fotografiert, wobei die meisten zu groß für das mitge-
brachte Fotobecken waren – wieder also die Gefahr,
gebissen zu werden. Nach der Fotosession suchte der
„Captain“ aus, welche Fische das Abendessen von ihm
und seiner Frau wurden. Was noch lebte, wurde wieder
freigelassen, da es uns nur um das Monitoring zwischen 1
den Staudämmen ging. 2
Am letzten Tag wurde ich aber anscheinend ein biss-
chen nachlässig. Eigens holte ich zwei Netze in Ufer-
nähe ein, bei einer Wassertemperatur von 28 °C sehr
angenehm. Im ersten pulte ich die Piranhas raus, als
hätte ich noch nie etwas anderes gemacht, im zweiten
Netz befanden sich aber Kopfsteher, ganz spezifisch
sogar ein wirklich sehr seltener Salmler, den wir die
vergangenen Tage nicht gefangen hatten, also musste
dieses Tier noch katalogisiert und fotografiert werden.
Auch dieses Tier war zu groß für das mitgebrachte
Fotobecken, sodass ich „Handfotos“ machen musste.
Da Schizodon nasutus aber ein bezahntes Gebiss besit-
zen, wollte ich auch dies fotografisch festhalten. Selbst
wenn das Gebiss nicht so eindrucksvoll wie das eines
Piranhas ist, wollte ich eine Aufnahme des Maules ha- 1 Capybaras auf der Flucht.
ben. Natürlich passierte das, was passieren musste:
Während der Biologe Heriberto Gimênes Jr. den Salmler 2 Nahaufnahme eines Capybaras.
festhielt, wollte ich mit einem Finger das Maul auf- 3 Das Gebiss des Übeltäters, Schizodon nasutus.
halten und dachte mir „es ist weder ein Wolfssalmler
noch ein Piranha, da passiert schon nichts…“ – ZACK,
wurde ich gebissen und mein Finger blutete ohne Ende.
Die Bilder machte ich trotzdem, aber auch diese
Pflanzenfresser sind nicht zu unterschätzen und
sorgen auch mal für ein kleines, aber vier Mil-
limeter tiefes Loch im Finger. Geahnt hat das
niemand, ernsthaft passiert ist mir auch 3
nichts, nur unterschätze ich die Bezah-
nung von Kopfstehern nicht mehr!
Text & Fotos: Markus Kaluza
2/2023 43
AQ2023-02_Buch.indb 43 19.12.2022 12:21:43