Page 41 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 2/2023
P. 41
Alle Süßwasseraquarianer kennen Fische aus Süd-
amerika und neben dem Amazonas und dem
Pantanal beherbergt das Land noch viele wei-
tere interessante Flusssysteme. Mich zog es
auf dieser Reise in den Bundesstaat Mato
Grosso do Sul im Südwesten Brasiliens,
in das Paraná-Delta. Genauer gesagt an
den Rio Sucuriú, welcher bei der Stadt
Trés Lagoas in den Rio Paraná mündet. Der
Rio Sucuriú ist zur Stromgewinnung an drei 1
Stellen gestaut und wir waren zu Monitoring-
Zwecken 15 Jahre nach der Inbetriebnahme
zwischen den Staudämmen fischen.
Bereits vor dem Staudammbau waren Biologen
am Rio Sucuriú und haben die vorhandene Flora und
Fauna katalogisiert, sodass wir Anhaltspunkte hatten.
Ich war mit einem kleinen Boot, zwei befreundeten 2
Biologen, dem „Captain“ – anders wollte er nicht ge-
nannt werden – und diversen Stellnetzen bewaffnet
zwischen den Dämmen unterwegs.
Unser Tagesablauf war einfach: am frühen Nach-
mittag auf den Fluss rausfahren und gute Plätze für
unsere Netze finden, die Netze befestigen und kenntlich
machen. Denn die Sonne fällt wortwörtlich um 18 Uhr
runter und es ist stockfinster. Am nächsten Morgen
geht’s direkt nach dem Frühstück um 7 Uhr auf den
Fluss, wir sammeln die Netze ein, gucken was drin ist,
fahren wieder zur Basisstation und katalogisieren, was
wir gefangen haben, am Nachmittag geht’s an anderen
Fangorten genauso weiter wie am Vortag.
Handschuhe mitnehmen? 3
Die Natur hat trotz des Eingriffs des Menschen noch
einiges zu bieten: Tapire, in den abgestorbenen Pal-
menkronen nisten Dutzende Gelbbrustaras, auch
Schmetterlinge gab es einige zu sehen und sobald man
mit dem Boot unterwegs ist, sieht man alle 50 bis 100
Meter die weltweit größten Nagetiere davonschwim-
men, Capybaras. Während diese Wasserschweine im
Amazonasgebiet gerne mal verspeist werden, lässt man
die großen Nager hier in Ruhe, was dazu führt, dass
man sie in künstlich angelegten Parks mitten in der
Stadt häufiger sieht als in der Natur. Aber wir waren
ja wegen der Fische hier und bei zehn Netzen ist man
mit dem Einholen den gesamten Vormittag beschäftigt. 1 Achtung bissig, zu groß fürs Fotobecken: ein ausgewachsener
Auf die Frage, ob ich Handschuhe mit auf das Boot Piranha.
nehmen soll, entgegnete man mir nur mit Gelächter,
„wenn du einem Piranha ins Maul fassen willst, dann 2 Ein Gelbbrustara im Palmendach des Rio Sucuriú.
nimm sie mit!“, worauf ich sie natürlich nicht mitnahm. 3 Die Crew: Heriberto Gimênes Jr., der „Captain“, Markus Kaluza und
Marco Costacurto (v.l.n.r.).
2/2023 41
AQ2023-02_Buch.indb 41 19.12.2022 12:21:38